Lemocin/Dorithricin: Verschreibungspflicht für Tyrothricin?
Im Januar trifft sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht zu seiner ersten Sitzung im Jahr 2021. Die Agenda ist schon jetzt bekannt. Auf die Tagesordnung hat es Tyrothricin zur Behandlung von Erkrankungen im Mund- und Rachenraum geschafft. Droht dem Lokalantibiotikum die Verschreibungspflicht?
Zweimal im Jahr tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Der Ausschuss besteht aus 22 Mitgliedern, von denen zwölf stimmberechtigt sind. Beschlossen werden Empfehlungen zu Anträgen zur Einführung oder Aufhebung der Verschreibungspflicht. Am 26. Januar 2021 hat der Ausschuss folgende Punkte auf der Agenda:
- lösliche Fluoride: Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht für feste orale Zubereitungen zur Osteoporosebehandlung
- Bilastin 20 mg zur oralen Anwendung: Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht
- Dimenhydrinat: Überprüfung der Verkaufsabgrenzung bei Patienten über 65 Jahren
- Tyrothricin zur Behandlung von Erkrankungen im Mund- und Rachenraum: Antrag auf Unterstellung unter die Verschreibungspflicht
Verschreibungspflicht: Rx-Switch für Tyrothricin?
Tyrothricin ist ein lokales Antibiotikum, das in Kombination mit lokal betäubenden und desinfizierenden Wirkstoffen in Form von Lutschtabletten zur lokalen Behandlung von Entzündungen im Mund-Rachenraum angewendet wird. Bekannte Schnelldreher aus der Sichtwahl sind Lemocin (Stada) und Dorithricin (Medice). Das Polypeptid-Antibiotikum besitzt bakterizide Effekte gegen grampositive Bakterien. Die Wirkung beruht auf einer Schädigung der Zellmembran.
Warum genau Tyrothricin in Halstabletten der Verschreibungspflicht unterstellt werden soll, verrät die Tagesordnung nicht. Möglicherweise aufgrund der möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie lokalen und allergischen Reaktionen.
Allergische Reaktionen bedeuteten auch das Aus für Fusafungin im Mai 2016. Der Wirkstoff war als Halsspray auf dem Markt und ist ein Gemisch verschiedener Peptidantibiotika, das aus dem Pilz Fusarium lateritium gewonnen wird. Der topische Einsatz war umstritten; außerdem waren allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock dokumentiert. Schließlich wurde das Nutzen-Risiko-Verhältnis negativ bewertet und die Zulassung widerrufen. Ob Tyrothricin zur Behandlung von Erkrankungen im Mund- und Rachenraum das gleiche Schicksal ereilt, steht noch in den Sternen.
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