Lieferengpässe sind Alltag in Apotheken. Die andauernde Corona-Pandemie hat allerdings das Potential, die Situation zu verschärfen. Politisches Handeln ist gefragt. Die ABDA hat ein Positionspapier zur Europäischen Arzneimittelstrategie abgegeben.
Lieferengpässe können verschiedene Ursachen haben – beispielsweise Kostendruck, die Verlagerung der Produktion nach Asien sowie Produktionsausfälle und Verunreinigungen. „Liefer- und Versorgungsengpässe im Arzneimittelbereich sind leider keine isolierten Probleme einzelner Mitgliedstaaten, sondern betreffen viele Millionen Menschen in ganz Europa“, erklärt Mathias Arnold, Vizepräsident und Leiter der Europadelegation der ABDA: „Nur eine gesamteuropäische, ganzheitliche und patientenorientierte Politik kann dazu beizutragen, die Versorgung Europas mit erschwinglichen und hochwertigen Medikamenten auch in Zukunft zu gewährleisten.“
Von einem Lieferengpass ist nach Definition des Robert-Koch-Instituts die Rede, wenn eine über zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer üblichen Auslieferung oder eine deutlich erhöhte Nachfrage vorliegt, die das Angebot übersteigt. Ein Versorgungsengpass liegt vor, wenn gleichwertige Alternativarzneimittel nicht zur Verfügung stehen.
Die ABDA fordert: „Kampf gegen Lieferengpässe, Zugang zu bezahlbaren Medikamenten und mehr Kompetenzen für Apotheken.“ Dies sind die zentralen Forderungen eines Positionspapiers, das die ABDA im Konsultationsprozess zur Europäischen Arzneimittelstrategie gegenüber der Europäischen Kommission abgegeben hat. Die ABDA unterstütze den Punkt, dass die EU ihre Unabhängigkeit von Drittstaaten in der Arzneimittelversorgung wiederlangen solle. Außerdem fordert die Standesvertretung eine transparente Kommunikation von Liefer- oder Produktionsausfällen. Dies sei wichtig, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Zudem sollten Anreize zur Rückverlagerung der Wirkstoffproduktion nach Europa geschaffen werden, um die Versorgungssituation zu verbessern sowie Sozial- und Umweltstandards effektiver kontrollieren zu können.
Die ABDA schlägt folgende Maßnahmen für einen verbesserten Informationsaustausch zwischen den relevanten Beteiligten vor:
- Entwicklung von Notfalllösungen zur Reduktion negativer Auswirkungen auf die Patientenversorgung
- verbesserte Verwaltung und Verteilung vorhandener Bestände bei Herstellern und Großhändlern
- Umsetzung eines Schnellwarnsystems und verbesserte Lösungsfindung durch eine Zusammenarbeit von Akteuren der Lieferkette im Falle von schwerwiegenden Folgen für die Gesundheitsversorgung
- bessere Erforschung der wirklichen Ursachen von Lieferengpässen, um diese im Vorfeld verhindern zu können
- Minimierung der Auswirkungen auf die betroffenen Patienten durch ausreichend und angemessen bewertete Information über generische Substitution oder auch Behandlungsalternativen.
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