Schützt das Bauchspeicheldrüsenmedikament Nafamostat vor Covid-19? Der Frage gehen Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen und des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover nach. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,6 Millionen Euro gefördert.
Die Suche nach wirksamen Medikamenten und Impfstoffen gegen SARS-Cov-2 geht ununterbrochen weiter. Jüngste Ergebnisse könnten auf einen weiteren Hoffnungsträger hinweisen – Nafamostat. Dem japanischen Arzneimittel, das gegen Bauchspeicheldrüsenentzündung eingesetzt wird, wird eine 50-fach höhere antivirale Aktivität als Camostat zugesprochen. Camostat galt bereits Anfang März als vielversprechender Kandidat zur Covid-19-Behandlung. In dem 18-monatigen Projekt „Renaco“ (repurposing nafamostat mesylate for Covid-19 prevention) wird die Wirksamkeit von Nafamostat bei Covid-19 untersucht – sowohl intravenös als auch inhalativ.
Nafamostat gegen Covid-19: Untersuchung am Primaten- und Ratten-Modell
Die Hemmung der SARS-CoV-2-Infektion durch Nafamostat beruhe, wie auch bei Camostat, auf der Hemmung des Enzyms transmembrane Serinprotease 2 (TMPRSS2), das für den viralen Eintritt in Lungenzellen wichtig sei, so die Wissenschaftler. Im Primaten-Modell soll nun untersucht werden, ob Nafamostat nach intravenöser Gabe vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützt. Die Untersuchungen im nicht-menschlichen Modell und am Lungengewebe werden am DPZ in Göttingen durchgeführt.
Im Ratten-Modell und am Lungengewebe wird zudem überprüft, ob der Arzneistoff auch vernebelt werden kann und durch Inhalation sicher in die Atemwege gelangt. Dazu werden pharmakokinetische und Sicherheitsstudien durchgeführt. Die Arbeiten werden am Fraunhofer ITEM in Hannover durchgeführt.
Im letzten Schritt wollen die Wissenschaftler die Frage beantworten, ob durch Applikation von Nafamostat als Spray in die oberen Atemwege eine SARS-CoV-2-Infektion gehemmt und Covid-19 verhindert werden kann.
„Das direkte Einbringen von antiviralen Wirkstoffen in die Atemwege könnte effizient vor der SARS-CoV-2-Infektion schützen und zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wesentlich beitragen”, sagt Stefan Pöhlmann vom DPZ in Göttingen, Abteilung Infektionsbiologie und Koordinator der Studie.
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