Melatonin: Besser keine Langzeiteinnahme?
Ob Gummies, Sprays oder Kapseln – Präparate mit Melatonin werden als sanfte Einschlafhilfen gehypt und erfreuen sich auch in der Apotheke großer Beliebtheit. Doch die Einnahme birgt auch Risiken, beispielsweise verlängerte Reaktionszeiten. Damit nicht genug. Denn eine Langzeiteinnahme von Melatonin kann das Herz gefährden.
Melatonin gilt auch als Schlafhormon und wird aus Serotonin produziert und bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Epithalamus ausgeschüttet. Die Konzentration ist in der Mitte der Nacht am größten und nimmt bis in den Morgen und im Alter ab. Melatonin steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Das Problem: Licht – vor allem Blue Light – kann die Melatoninfreisetzung verringern oder verzögern und somit den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinanderbringen und Einschlafprobleme nach sich ziehen.
Um diesen entgegenzuwirken, kommen sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Präparate mit Melatonin ins Spiel. Doch diese können mit Risiken verbunden sein. Zuletzt hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor den unerwünschten Folgen einer Melatonineinnahme gewarnt und auf die Gefahr von ausgeprägter Tagesmüdigkeit, verringerter Aufmerksamkeit oder verlängerten Reaktionszeiten hingewiesen. Auch Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Reduktion der Körpertemperatur, Albträume, Kraftlosigkeit und Gangunsicherheit sind den Expert:innen zufolge mögliche Nebenwirkungen.
Zu den Auswirkungen einer Langzeiteinnahme von Melatonin gebe es jedoch bisher noch zu wenige Untersuchungen. Eine neue Studie kommt nun jedoch zu dem Ergebnis, dass diese eine Gefahr für das Herz darstellen und insbesondere das Risiko für Herzinsuffizienz erhöhen kann.
Übrigens: Hinzukommt, dass vor allem NEM oft Melatonin in überhöhten Konzentrationen erhalten. Genau ist diese laut dem BfR teilweise um das 10- bis 100-Fache erhöht.
Melatonin: Langzeiteinnahme beeinflusst Herzgesundheit
Der Reihe nach. „Die langfristige Einnahme von Melatoninpräparaten zur Unterstützung des Schlafs kann negative gesundheitliche Auswirkungen haben“, heißt es in einem Abstract zu einer bei der Jahrestagung der American Heart Association vorzustellenden Studie. Dafür hat ein Forscherteam aus den USA die Daten aus elektronischen Krankenakten von Patient:innen aus verschiedenen Ländern ausgewertet. Dabei wurden rund 130.000 Personen ermittelt, die aufgrund von Schlafproblemen mit Melatonin behandelt wurden, und zwar langfristig.
Dabei zeigte sich: Diejenigen, die länger als ein Jahr lang Melatonin erhielten, erkrankten etwa doppelt so häufig an Herzinsuffizienz und mussten mehr als dreimal so häufig deswegen im Krankenhaus behandelt werden wie Patient:innen ohne Melatonin-Behandlung.
Da es sich jedoch um eine retrospektive Analyse handelte, konnten andere mögliche Risikofaktoren für die Herzgesundheit nicht berücksichtigt werden. Daher brauche es weitere klinische Studien, bei denen auch der Einfluss von Melatonin-haltigen NEM einbezogen werden kann.
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