Schwangerschaftsübelkeit: Arzneimittel meist wirkungslos
Bis zu drei Prozent der Schwangeren leiden nicht nur an der umgangssprachlichen Morgenübelkeit, sondern an Hyperemesis gravidarum. Verschiedene Arzneimittel sollen Linderung verschaffen, bleiben bei dieser schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit jedoch meist wirkungslos, zeigt eine Studie.
Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen bei Schwangeren. Die Ursache liegt in den Hormonen, genau beim Hormon GDF15. Während sich die Schwangerschaftsübelkeit meist nach den ersten Monaten wieder legen, bleiben die Beschwerden bei anderen Frauen bestehen und fallen so massiv aus, dass von Hyperemesis gravidarum gesprochen wird. Dies ist bei ständiger Übelkeit, einem Erbrechen von mehr als viermal täglich über einen längeren Zeitraum sowie einer Gewichtsabnahme von mehr als 5 Prozent des Körpergewichts der Fall.
Folglich ist die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt und effektive Hilfe gefragt. Zur Behandlung kommen verschiedene Antiemetika zum Einsatz, darunter Wirkstoffe wie Ondansetron, Pyridoxin, Doxylamin und Metoclopramid. Doch meist bleiben entsprechende Arzneimittel gegen Schwangerschaftsübelkeit wirkungslos, und zwar selbst bei Kombination mehrerer Präparate. Das zeigen aktuelle Daten.
Übrigens: Die Kombi aus Doxylamin und Pyridoxin ist laut Embryotox Mittel der Wahl, wenn natürliche oder kurzzeitig angewandte, OTC-Präparate bei Schwangerschaftsübelkeit nicht helfen.
Selbst bei Kombi: Arzneimittel gegen Schwangerschaftsübelkeit oft wirkungslos
Wie ein Forscherteam aus Australien herausfand, zeigte sich bei einem Großteil der Frauen, die aufgrund von anhaltender schwerer Schwangerschaftsübelkeit behandelt wurden, unter entsprechenden Arzneimitteln keine Besserung. Dafür wurden mehrere hundert Schwangere mit Hyperemesis gravidarum befragt. Im Schnitt bekamen sie dabei vier verschiedene Präparate gegen die Beschwerden verordnet, einige Betroffene nutzten sogar bis zu neun Arzneimittel.
Am häufigsten wurden Medikamente mit den Wirkstoffen Ondansetron (91 Prozent), Pyridoxin, Doxylamin (je 70 Prozent) und Metoclopramid (69 Prozent) verordnet. Präparate mit Ingwer erhielt mehr als jede zweite Patientin und auch Kortikosteroide kamen mitunter zum Einsatz. Letztere wurden neben Ondansetron und Doxylamin dabei noch als am effektivsten eingestuft. Pyridoxin und Ingwer blieben dagegen meist wirkungslos. Stattdessen traten oftmals Nebenwirkungen wie Verstopfung, Sedierung, Kopfschmerzen und/oder Stimmungsschwankungen auf.
Neun von zehn Patientinnen gaben folglich an, aufgrund der starken Beschwerden keine weiteren Kinder haben zu wollen. Ein Großteil der Betroffenen erwägte zu Beginn sogar einen Schwangerschaftsabbruch. Angst und Depressionen waren zudem für fast zwei Drittel der Betroffenen ständige Begleiter.
„Unsere Studie zeigt, dass viele Frauen nicht die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Wir brauchen bessere Evidenz, um Therapieentscheidungen zu leiten und sicherzustellen, dass Frauen eine informierte Wahl treffen können“, fassen die Forschenden zusammen.
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