Bei Langzeitanwendung: Leberschaden wegen Apfelessig
Ob zur Diät, für die Verdauung oder gegen Entzündungen – nicht nur in der Küche, sondern auch zur Gesundheitsförderung kommt häufig Apfelessig zum Einsatz. Doch dieser kann zur Gefahr werden. Genau droht unter einer Langzeitanwendung von Apfelessig ein Leberschaden.
Apfelessig werden verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit zugesprochen. So soll er unter anderem dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken, die Wundheilung zu fördern, Entzündungen zu hemmen und die körpereigene Entgiftung anzukurbeln. Enthalten sind neben verschiedenen Vitaminen wie A, B1, B2, B6, C und E auch Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Eisen und noch einige mehr. Außerdem soll Apfelessig beim Abnehmen unterstützen und den Blutzucker bei Diabetes-Patient:innen senken. Doch es drohen auch Risiken – insbesondere bei Langzeitanwendung, wie ein Fallbericht von Mediziner:innen aus Israel zeigt. Demnach kam es unter Apfelessig zu einem Leberschaden.
Leberschaden nach Langzeiteinnahme von Apfelessig
Was war passiert? Ein 60-jähriger Patient wurde mit Symptomen eines akuten Leberversagens ins Krankenhaus eingeliefert. Genau klagte er seit mehreren Tagen über starke Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit, dunklen Urin, hellen Stuhl und gelbliche Verfärbung von Haut und Augen. Der Mann nahm nach eigenen Angaben keine Medikamente ein, gab jedoch an, gegen eine leichte Fettleber zur Lipidsenkung seit rund vier Jahren Apfelessig zu verzehren, und zwar dreimal pro Woche jeweils 30 ml.
Und genau dies hatte bei ihm zu einem Leberschaden und den entsprechenden Beschwerden geführt. Genau wurde eine hepatozelluläre Hepatitis (Entzündung der Leberzellen) mit Fibrose im Stadium 2 diagnostiziert, sodass zwar noch keine vollständige Zirrhose stattfand, jedoch bereits eine Veränderung der Leberstruktur begonnen hatte.
Zur Behandlung wurden zunächst eine intravenöse Antibiose und Flüssigkeitszufuhr eingeleitet. Nach fünf Tagen wurde der Patient mit dem Verdacht auf eine Apfelessig-induzierte Leberschädigung entlassen. Er sollte künftig auf den Verzehr verzichten und zweimal täglich 300 mg Ursodeoxycholsäure einnehmen. Unter der Therapie besserten sich die Beschwerden nach einigen Tagen.
Ursachen unklar
Die genauen Hintergründe einer Apfelessig-induzierten Leberschädigung sind noch nicht klar. Als eine Möglichkeit kommt die Entstehung von Thrombosen und Durchblutungsstörungen in den Leberarterien in Betracht. Hinzukommt eine mögliche toxische Wirkung auf die Schichten der Mukosa sowie ein Absterben von Leberzellen. Bekannt ist zudem, dass der enthaltene Säuregehalt von bis zu 5 Prozent nicht nur den Zahnschmelz angreifen, sondern auch zu einer Hypokaliämie führen kann. „Weitere Forschung ist erforderlich, um den Mechanismus der Leberschädigung nach Essigsäureeinnahme besser zu verstehen“, heißt es von den Behandelnden.
Im aktuellen Fall hatte der Patient zwar keine toxischen Dosen oder besonders hochkonzentrierte Säure zu sich genommen, dafür jedoch das vermeintlich harmlose Hausmittel über einen langen Zeitraum, wodurch der Leberschaden wohl verursacht wurde. Daher appellieren die Expert:innen, dies entsprechend bei der Beratung von Patient:innen zu berücksichtigen und sie auf das Risiko hinzuweisen, dass nicht nur bestimmte Arzneimittel zu Leberschäden führen können.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
HPV: Neue Impfung bei Gebärmutterhalskrebs
Ein Zervixkarzinom – Gebärmutterhalskrebs – gilt weltweit als eine der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen. Zwar gehört die HPV-Impfung seit Jahren …
Raucherentwöhnung: Vorhofflimmern unter Nicotin-Präparaten
Um Raucher:innen beim Rauchstopp zu unterstützen, kommen unter anderem Nicotin-haltige Präparate aus der Apotheke ins Spiel. Doch dabei ist Vorsicht …
Update Migräne-Therapie: Sumatriptan besser in Kombi mit Naproxen
Jede/r Fünfte leidet hierzulande unter Migräne, Frauen deutlich häufiger als Männer. Weil die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt wird, ist …