Update Migräne-Therapie: Sumatriptan besser in Kombi mit Naproxen
Jede/r Fünfte leidet hierzulande unter Migräne, Frauen deutlich häufiger als Männer. Weil die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt wird, ist schnelle und vor allem wirksame Hilfe gefragt. Nun gibt es neue Empfehlungen zur Behandlung und Prophylaxe. Neben Triptanen als Goldstandard wird auch eine Fixkombi aus Sumatriptan und Naproxen empfohlen.
Um Patient:innen, die unter Migräne leiden, Linderung zu verschaffen, kommen verschiedene Behandlungsoptionen zum Einsatz. Nun wurde die S1-Leitlinie zur Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) aktualisiert. Neu ist unter anderem die Empfehlung zur Fixkombi aus Sumatriptan und Naproxen bei der Behandlung akuter Migräneattacken. Triptane gelten zudem weiterhin als Goldstandard. Eletriptan, Rizatriptan und Sumatriptan haben dabei in Sachen Wirksamkeit die Nase vorn.
Migräne-Therapie: Sumatriptan und Co. sind Mittel der Wahl
Der Reihe nach. Wie die Expert:innen in der Leitlinie einmal mehr klarstellen, zeigen Triptane in der Behandlung von akuten Migräneattacken die beste Wirksamkeit. Daher sollten die Substanzen bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika, Kombinationen von Analgetika mit Koffein oder auf NSAR ansprechen, eingesetzt werden. Am wirksamsten sind dabei laut Studien die drei Wirkstoffe Eletriptan, Rizatriptan und Sumatriptan.
Genau sind 40 mg Eletriptan sowie 10 mg Rizatriptan 10 mg laut Studiendaten die am schnellsten wirksamen oralen Triptane, wohingegen Sumatriptan zu 3 mg oder 6 mg subkutan die wirksamste und am schnellsten wirksame Therapie akuter Migräneattacken darstellt. Unter Naratriptan und Frovatriptan zeigt sich aufgrund der langen Halbwertszeit die längste Wirkdauer.
Zur Erinnerung: Triptane stimulieren Serotonin (5-Hydroxytryptamin)-Rezeptoren und besitzen gefäßverengende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften.
Und auch eine Fixkombi aus 85 mg Sumatriptan und 500 mg Naproxen wird nun bei akuten Migräneattacken empfohlen, denn diese zeigt in puncto Schmerzfreiheit eine bessere Wirkung als die beiden Wirkstoffe allein – sowohl zwei Stunden nach der Anwendung als auch beim Langzeiteffekt für bis zu 24 Stunden. Die damit verbundenen unerwünschten Wirkungen seien zudem akzeptabel, so die Expert:innen.
Weitere neue Empfehlungen zur Migräne-Therapie:
- Das Ditan Lasmiditan kann bei vorliegenden Kontraindikationen gegen Triptane – koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall, andere Gefäßerkrankungen und leichte, unkontrollierte Hypertonie – zum Einsatz kommen, denn der Wirkstoff hat keine vasokonstriktiven Eigenschaften und zeigt sich in Dosierungen zu 50 mg, 100 mg und 200 mg wirksamer als Placebo.
Achtung: Vergleichsdaten zu Triptanen fehlen bisher. Hinzukommen zentrale Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel, weshalb bis acht Stunden nach der Einnahme kein Kraftfahrzeug geführt und keine gefährdenden Maschinen bedient werden dürfen. - Auch Rimegepant kann bei akuter Migräne Anwendung finden. Der orale CGRP-Rezeptorantagonist besitzt in der Dosierung zu 75 mg im Vergleich zu Placebo eine bessere Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit – Vergleichswerte zu Triptanen fehlen wiederum.
Gepante auch zur Migräne-Prophylaxe
Neben Neuerungen bei der Behandlung von Migräne kommen auch neue Empfehlungen zur Migräne-Prophylaxe hinzu:
- Rimegepant wird nicht nur zur Behandlung, sondern auch zur Prophylaxe der episodischen Migräne empfohlen.
- Atogepant kann zur Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne Anwendung finden und ist in der Dosierung von 60 mg wirksam, und zwar auch bei Kopfschmerzen, die durch einen Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln bedingt sind.
- Propranolol hat sich bei der Vorbeugung chronischer Migräne ähnlich wirksam erwiesen wie Topiramat.
- Zudem können die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor in der Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne eingesetzt werden, weil sie wirksam und gut verträglich sind.
Alternativ empfehlen die Expert:innen nicht medikamentöse Therapien – sowohl zur Behandlung als auch zur Prophylaxe von Migräne. Dazu gehört unter anderem die Remote Electrical Neuromodulation (REN) und die externe transkutane Stimulation des N. trigeminus. Zur Vorbeugung von Migräne wird außerdem zu Ausdauersport, Stressbewältigung und Entspannungsverfahren geraten.
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