Arzneimittel ausgespuckt: Was gilt?
Müssen Kinder Medikamente einnehmen, verläuft dies nicht immer reibungslos. Denn mitunter kommt es dazu, dass das Arzneimittel wieder ausgespuckt oder später erbrochen wird. Um dann die richtige Entscheidung zu treffen – erneute Gabe oder nicht –, soll ein neuer Leitfaden helfen.
Einem kranken Kind ein Arzneimittel zu verabreichen, kann für Eltern zur Herausforderung werden – vor allem bei oralen Darreichungsformen. Denn laut einem Leitfaden der Europäischen Arzneimittelagentur können Kinder zwar ab einem Alter zwischen zwei und fünf Jahren Tabletten schlucken – zumindest aus physischer Sicht. Dennoch fällt die Einnahme oft schwer. Hinzukommt, dass Arzneimittel mitunter im Anschluss wieder ausgespuckt oder erbrochen werden. Was ist dann zu tun? Das Präparat erneut verabreichen, die Darreichungsform wechseln oder pausieren? Ein Leitfaden soll die Antworten liefern.
Übrigens: Täuschen sollten Eltern den Nachwuchs in Sachen Arzneimitteleinnahme besser nicht.
Arzneimittel ausgespuckt: Erneute Gabe – ja oder nein?
Benötigt das Kind ein Arzneimittel, doch bleibt dieses trotz aller Bemühungen nicht „drin“, stellt sich die Frage, ob eine erneute Gabe angezeigt ist und wenn ja wann. Entscheidend ist dabei der zeitliche Abstand zwischen der Einnahme und dem Zeitpunkt, zu dem das Arzneimittel ausgespuckt beziehungsweise erbrochen wird. „Wenn der Patient erst nach über einer Stunde nach Verabreichung des Medikaments erbrochen hat und im Erbrochenen keine Spuren davon zu finden sind, kann es als wahrscheinlich angesehen werden, dass das Präparat den Magen passiert hat“, macht ein Forscherteam aus Schweden in einer aktuellen Studie deutlich.
Doch das allein genügt ihnen zufolge nicht. Vielmehr gilt es, auch Faktoren wie den allgemeinen Zustand des Kindes, die Vorgeschichte und vor allem die pharmakologischen Eigenschaften des Präparates zu berücksichtigen. Um die Entscheidung – erneute Gabe oder Warten – zu erleichtern, haben die Forschenden nun einen Leitfaden entwickelt.
Nicht nur Zeitfaktor entscheidend
Wichtig sind demnach unter anderem Fragen wie:
- In welcher Indikation hat das Kind das Medikament erhalten?
- Mit welchem Nutzen/welchen Risiken wäre eine zu niedrige/keine Dosis oder aber eine doppelte Dosis verbunden?
- Wie schnell wird das Medikament freigesetzt und resorbiert?
- Lässt sich der womöglich bereits vor dem Erbrechen erzielte Effekt über klinische Symptome und/oder Laborbefunde feststellen?
Erhält ein Kind in einer Akutsituation, beispielsweise zur Linderung von Fieber und Co., ein Arzneimittel, ist der Bedarf einer erneuten Gabe in der Regel größer als bei einer bestehenden Dauermedikation. Gleiches gilt bei Präparaten, bei denen das Auslassen einer Dosis mit einem hohen Rezidivrisiko verbunden ist.
Achtung: Wie die Forschenden betonen, sollte insbesondere bei einem engen Bereich zwischen therapeutischer und toxischer Dosis sorgfältig abgewogen werden, ob eine erneute Verabreichung angezeigt ist.
Als weitere Tipps raten sie dazu,
- ein erneutes Erbrechen zu verhindern, beispielsweise durch Gabe eines Antiemetikums,
- das Kind bei der Auswahl der Darreichungsform (Saft, Tablette) miteinzubeziehen und auch den Geschmack zu berücksichtigen,
- die höchste Konzentration zu nutzen, um das Volumen einer Einzeldosis zu verringern sowie
- Tabletten eventuell zu beschichten, um das Schlucken zu erleichtern und den Geschmack zu überdecken.
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