Überstunden verändern Gehirn
Dass Stress, zu viel Druck, Mehrarbeit und Co. auf Dauer zu psychischen Belastungen führen können, ist bekannt. Stichwort Burnout. Trotzdem gehört dies für viele Angestellte zum Alltag, denn das Personal ist vielerorts knapp und der Aufgabenberg wächst – auch in den Apotheken. Doch regelmäßige Überstunden können sogar das Gehirn verändern, zeigt eine Studie.
Dauerhafte Mehrarbeit ist neben psychischen Beschwerden auch mit körperlichen Risiken verbunden. So steigt unter anderem die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) könnte Überarbeitung jährlich bis zu 800.000 Menschenleben kosten. Und auch die Struktur des Gehirns kann sich bei Überstunden offenbar verändern. Dies wurde anhand von Untersuchungen in einer kleinen Pilotstudie aus Südkorea deutlich.
Mehrarbeit: Gehirnregionen bis zu 19 Prozent vergrößert
Ein Forscherteam hat untersucht, ob und wie sich Überstunden bei Angestellten aus dem Gesundheitswesen im Gehirn bemerkbar machen. Die Ergebnisse wurden im Magazin Occupational and Environmental Medicine veröffentlicht. Sie zeigen: Überstunden können das Gehirn verändern. So wurde unter anderem mittels Magnetresonanztherapie die Größe verschiedener Hirnregionen ermittelt und miteinander verglichen, und zwar zwischen Personen, die über einen längeren Zeitraum Mehrarbeit leisteten und anderen Angestellten mit Regelarbeitszeiten.
Dabei wurde festgestellt, dass diejenigen, die mehr als 52 Stunden pro Woche arbeiteten, ein größeres Hirnvolumen in 17 Regionen des Cortex aufwiesen, die für kognitive Prozesse zum Steuern und zur Anpassung von Verhalten, Denken, Emotionen und Aufmerksamkeit verantwortlich sind und somit mit der Emotionsregulation, dem Arbeitsgedächtnis und der Problemlösung in Zusammenhang stehen. Entsprechende Bereiche wie der sogenannte Gyrus frontalis medius der linke Gyrus praecentralis, der dorso-laterale Gyrus frontalis superior und die Inselrinde fielen demnach um bis zu 19 Prozent größer aus als bei Angestellten mit geringeren Arbeitszeiten.
Überstunden: Veränderungen im Gehirn als Überlastungsanzeichen
Auch wenn dies auf den ersten Blick auf eine höhere Leistungsfähigkeit der Mehrarbeitenden hindeuten könnte, gehen die Forschenden eher von Anzeichen von Überlastung aus. Denn: Bereits in früheren Studien wurde deutlich, dass die kognitiven Fähigkeiten durch dauerhaft lange Arbeitszeiten beeinträchtigt werden können und dadurch auch das Auftreten von psychischen Störungen zunimmt. Bei den Veränderungen des Gehirns sei daher von einer stressbedingten Anpassung aufgrund der Überstunden auszugehen.
„Überarbeitung kann neuroadaptive Veränderungen hervorrufen, die die kognitive und emotionale Gesundheit beeinträchtigen“, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Welche Mechanismen dabei die Grundlage bilden, müsse aber noch weiter erforscht werden – auch weil die Studie nur eine kurze Beobachtungsdauer umfasste. Die Ergebnisse stellen den Forschenden zufolge jedoch einen „sinnvollen ersten Schritt zum Verständnis der Beziehung zwischen Überarbeitung und Gehirngesundheit dar.“
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