Jedes Jahr gibt es hierzulande zehntausende Neuerkrankungen an Lyme Borreliose. Auslöser sind Zecken, die die Erreger auf den Menschen übertragen. Zur Behandlung kommen Antibiotika ins Spiel. Doch von einer generellen Antibiotika-Prophylaxe nach einem Zeckenbiss raten Expert:innen ab.
Kommt es zum Zeckenbiss, ist bekanntlich schnelle Hilfe gefragt. So sollte der Blutsauger möglichst zeitnah entfernt werden, am besten mit einer speziellen Pinzette, Zeckenhaken, -karten oder -zangen. Die Zecke sollte dabei nicht gequetscht oder gedreht, sondern senkrecht entfernt werden, und zwar mitsamt Kopf.
Doch auch nach dem Entfernen ist weiter Vorsicht geboten. So ist beispielsweise eine FSME-Infektion auch anschließend möglich. Und auch das Risiko einer Lyme Borreliose bleibt bestehen, wenn die Zecke lang genug am Körper haften bleiben konnte. Eine generelle Antibiotika-Prophylaxe nach einem Zeckenbiss ist dennoch nicht angezeigt, mahnt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) aktuell und verweist auf eine aktualisierte S2k-Leitlinie.
Bei Lyme Borreliose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Borrelien, genau Borrelia burgdorferi, ausgelöst wird, die bei einem Zeckenstich übertragen werden. Die Infektion kann verschiedene Organsysteme, meist Haut, Nervensystem und Gelenke befallen. Die Inkubationszeit nach dem Zeckenstich beträgt zwischen drei und 30 Tagen. Auch Monate oder Jahre nach der Infektion können Spätfolgen wie Gelenkentzündungen und Co. auftreten.
FSME wird ebenfalls von Zecken übertragen. Die Erkrankung der Hirnhäute sowie des zentralen Nervensystems kann nicht mit Arzneimitteln geheilt werden. Die Folgen einer Infektion können bleibende neurologische Schäden sein – in einigen Fällen endet der Verlauf tödlich. Die Inkubationszeit liegt zwischen sieben und 14 Tagen.
Lyme Borreliose: Keine Antibiotika-Prophylaxe nach Zeckenbiss
Demnach haben verschiedene Studien zwar die Wirksamkeit einer prophylaktischen Antibiotika-Einnahme von Doxycyclin nach einem Zeckenbiss bestätigt. Aber: „Angesichts des geringen Erkrankungsrisikos müsste eine Vielzahl von unnötigen Doxycyclin-Einnahmen in Kauf genommen werden, um einer potentiellen Infektion vorzubeugen. Nach Hochrechnungen auf Infektionsrisiken in Endemiegebieten müssten 40-125 Prophylaxen durchgeführt werden, um 1 Erkrankung zu verhindern“, heißt es in der Leitlinie. Außerdem müssten mögliche Nebenwirkungen und Resistenzbildungen berücksichtigt werden. „Eine lokale oder systemische prophylaktische antibiotische Behandlung nach Zeckenstich sollte nicht erfolgen“, so das Fazit.
Stattdessen sollen Patient:innen informiert werden, die Einstichstelle der Zecke mindestens sechs Wochen lang im Auge zu behalten. Zeigen sich Symptome einer Lyme Borreliose wie Wanderröte, eine ringförmige Hautrötung, die im Zentrum meist blasser ist als am Rand und nach außen wandert, sollte eine frühzeitige Behandlung mit Doxycyclin, Amoxicillin oder Penicillin V eingeleitet werden, wobei ersteres bei Kindern erst ab dem neunten Lebensjahr angezeigt ist. Die Therapie soll dabei auch ohne vorherige Blutuntersuchung oder vorliegenden Antikörpernachweis begonnen werden, um Langzeitfolgen zu verhindern.
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