Konkurrenz für Visanne (Jenapharm): Gedeon Richter hat zum 2. Januar 2020 mit Zafrilla ein Dienogest-Generikum auf den Markt gebracht. Das Unternehmen hat mit der Neueinführung sein gynäkologisches Produktportfolio erweitert. Hierbei handelt es sich um ein Referenzprodukt zu Visanne.
Zafrilla ist ein Gestagen-Monopräparat zu 2 mg Dienogest und für die Therapie der Endometriose zugelassen. Der Wirkstoff ist in dieser Stärke bei einmal täglicher Gabe das einzige für die Endometriosehandlung zugelassene Gestagen. Vor allem in der Langzeittherapie spielt der Arzneistoff eine wichtige Rolle bei der Schmerzlinderung, der Reduktion von Rezidiven sowie der Verbesserung der Lebensqualität.
Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind Gestagene Mittel der Wahl zur hormonellen Behandlung von Endometriose-bedingten Beschwerden. Im Vergleich zum Originator Visanne zeigt Zafrilla eine vergleichbare Qualität und Sicherheit.
Das Gestagen wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten ohne Unterbrechung eingenommen. Die Therapie kann an einem beliebigen Tag des Menstruationszyklus begonnen werden.
Wirkstoffcheck
Dienogest ist ein 19-Nortestosteron-Derivat und besitzt keine androgene Aktivität aber antiandrogene Eigenschaften. Diese entsprechen etwa einem Drittel der Aktivität von Cyproteronacetat. Der Arzneistoff bindet an den Progesteron-Rezeptor im menschlichen Uterus und besitzt nur 10 Prozent der relativen Affinität des Progesterons. Die Wirksamkeit bei Endometriose ist auf die Verringerung der endogenen Produktion von Estradiol zurückzuführen. Trophische Effekte von Estradiol werden sowohl am eutopischen als auch am ektopischen Endometrium unterdrückt. Denn Dienogest supprimiert über einen negativen Rückkopplungsmechanismus die Hypophysen-Hypothalamus-Ovar-Achse, die Ausschüttung von Gonadotropinen und senkt so die peripheren Östrogenspiegel. Zu den häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen gehören beispielsweise Kopfschmerzen, Brustbeschwerden und depressive Verstimmungen.
Endometriose
In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen Frauen, die von einer Endometriose betroffen sind. Jedes Jahr werden etwa 40.000 Neuerkrankungen dokumentiert. Als Endometriose wird das heterotope Auftreten von Gewebe, welches dem normalen Endometrium vom Aufbau und von der Funktion her ähnlich ist, bezeichnet. Die Erkrankung ist sexualhormonabhängig und steht unter Östrogeneinfluss. Ist der Spiegel hoch, verschlimmert sich die Erkrankung. Ein Mangel führt wiederum zu einer Rückbildung. Die Endometriose kann im gesamten Körper auftreten. Unterschieden wird in genitale Formen, bei denen Gebärmutter, Eileiter, Eierstock, Halteapparat der Gebärmutter oder Raum zwischen Enddarm und Scheide betroffen sein können, und in nicht-genitalen Formen, die sich auf Bauchfell, Blase, Darm, Nabel und Harnleiter beschränken.
Die Erkrankung kann gänzlich ohne Beschwerden verlaufen. Ist dies nicht der Fall, können die Betroffenen unter Dysmenorrhoe, chronischen, zyklusunabhängigen Unterbauchschmerzen und Dyspareunie leiden. Endometriose kann auch die Ursache für Infertilität sein.
Mehr aus dieser Kategorie
Mycoplasma pneumoniae: Makrolidresistenz beachten
Mycoplasmen besitzen keine Zellwände. Daher sind einige Antibiotika gegen sie wirkungslos. Eine Behandlung von Infektionen der Harnwege oder einer Lungenentzündung …
Hypertonie: Besser keine ACE-Hemmer und Sartane in der Schwangerschaft?
Dass die Zahl an Patient:innen mit Bluthochdruck stetig zunimmt, ist bekannt. Auch Schwangere sind oftmals von Hypertonie betroffen. Bei der …
Vitamin D: Calciumspiegel erhöht, aber keine Nierensteine
Über das Für und Wider einer Supplementierung von Vitamin D wird immer wieder diskutiert. Denn das Sonnenvitamin ist für den …