Wo bleibt der Nachwuchs? Zahl der älteren Berufstätigen steigt
Geringere Geburtenrate, steigende Lebenserwartung: Der demographische Wandel ist in vollem Gange. Laut Statista lebten in Deutschland zum Ende des Jahres 2019 rund 18 Millionen Personen, die 65 Jahre oder älter waren. Zum Vergleich: Zum gleichen Zeitpunkt waren nur etwa 14 Millionen Menschen minderjährig und der Großteil (23,6 Millionen) zwischen 40 und 59 Jahren. Die Arbeitnehmer*innen werden also immer älter. Besonders stark gestiegen ist die Zahl der älteren Berufstätigen in den Gesundheitsberufen.
Die Jüngeren lernen von den Älteren, soweit die Theorie. In der Praxis gibt es aber immer weniger Jüngere, denn die Geburtenraten sind geringer als noch in Zeiten der Babyboomer und wer in den geburtenstarken Jahren von 1955 bis 1969 das Licht der Welt erblickt hat, geht bald in Rente. Kein Wunder also, dass der Anteil der älteren Berufstätigen zunimmt und die Älteren ihr Wissen in die Rente mitnehmen und die Betriebe Fachkräfte verlieren.
Laut Hans-Böckler-Stiftung ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 50 bis 67 Jahren zwischen den Jahren 2013 und 2019 von 8,7 auf 11,4 Millionen gestiegen – ein Plus von knapp 31 Prozent. Die Zahl der Arbeitnehmer*innen zwischen 16 und 49 Jahren nahm hingegen um gut sechs Prozent auf 21,6 Millionen zu. Auch wenn die Jüngeren noch immer in der Mehrheit sind, geht ihr Anteil deutlich zurück, so das Ergebnis des Altersübergangsreports des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ), den die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat.
Gesundheitsberufe: Berufstätige werden immer älter
„Die Zahl der älteren Beschäftigten ist zum Beispiel in den medizinischen Gesundheitsberufen besonders stark gestiegen“, schreibt die Hans-Böckler-Stiftung. So stieg die Zahl zwischen 2013 und 2019 um fast 38 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung wurde in Gartenbau und Floristik sowie in Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen verzeichnet.
Betriebe aller Branchen müssten sich „auf eine zunehmende Anzahl an älteren Beschäftigten und damit einhergehende Besonderheiten einstellen“, so die Forscher*innen.
Das Bild zeigt sich auch in den Apotheken. Laut „Zahlen, Daten, Fakten“ lag das Durchschnittsalter der Apotheker*innen in den öffentlichen Apotheken im Jahr 2019 bei 47,2 Jahren. Vergleicht man Männer und Frauen, zeigt sich ein Unterschied: 51,2 Jahre zu 45,7 Jahre. Auch bei Apothekenleiter*innen und angestellten Approbierten zeigen sich Abweichungen – die Apothekenleiter*innen sind im Durchschnitt 51,5 Jahre und die angestellten Apotheker*innen 44,7 Jahre.
Die Apothekengewerkschaft Adexa fordert Konsequenzen. „Apotheken profitieren vom Wissen älterer Angestellter“, sagt Adexa-Vorstand Andreas May. Er sieht aber auch Herausforderungen, etwa durch eine tendenziell schlechtere Gesundheit. „Inhaber*innen müssen Rahmenbedingungen schaffen, die für diese Altersgruppe förderlich sind. Langfristige Strategien müssen her: „Die größte Herausforderung sehe ich darin, Apothekenberufe für Jugendliche attraktiver zu machen“, so May.
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