Wirkmechanismus entschlüsselt: Darum senkt Semaglutid den Appetit
Kaum ein Wirkstoff wird derzeit so gehypt wie Semaglutid. Denn der Glucagon-like peptide 1 (GLP-1) Rezeptoragonist gilt als „Wundermittel“ zur Gewichtsreduktion und wird von vielen Menschen auch off-label genutzt. Forschende haben nun den genauen Wirkmechanismus hinter Semaglutid weiter entschlüsselt.
Semaglutid ist ein GLP-1-Analogon und wirkt selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist – bindet der Wirkstoff an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Dadurch wird einerseits der Blutzuckerspiegel glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt. Andererseits kommt es zu einer Appetitreduktion und damit einer geringeren Energieaufnahme, was sich wiederum positiv auf Körpergewicht und Körperfettmasse auswirkt. Wie und warum genau Semaglutid den Appetit hemmt, sprich welche Wirkmechanismen zugrunde liegen, haben Forschende untersucht.
Wirkmechanismus: Semaglutid verstärkt Sättigungsgefühl
Dabei spielen bestimmte Nervenzellen im Gehirn – sogenannte GCG-Neuronen, die GLP-1 produzieren – eine entscheidende Rolle. Sie sind in derselben Hirnregion angesiedelt wie bestimmte Nervenfasern des Nervus vagus, die wiederum Signale von Dehnungsrezeptoren der Magenwand übermitteln. Konkret werden die GCG-Zellen bei einer Dehnung des Magen-Darm-Traktes – ob durch Nahrung, Flüssigkeit oder Luft –, angeregt, GLP-1 auszuschütten. Dadurch werden wiederum andere Regionen des Gehirns stimuliert und ein Sättigungsgefühl übermittelt.
Und dies hat einen entscheidenden Einfluss auf die Nahrungsaufnahme, die folglich gestoppt wird, wie Forschende der University of California anhand von Mäusen herausgefunden haben. Die Tiere wurden mit einem Gen ausgestattet, das bei einer Aktivierung der Zellen ein Lichtsignal (Fluoreszenz) abgab. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die natürliche Stimulierung der GCG-Neuronen für ein Sättigungsgefühl sorgte, sondern auch eine künstliche, sprich ohne dass der Magen wirklich gefüllt ist. Semaglutid, das den Effekt von GLP-1 nachahmt, verstärkt das Sättigungsgefühl noch beziehungsweise lässt dieses länger anhalten.
Die Forschenden sehen in ihren Ergebnissen einen wichtigen Schritt für die Entwicklung von verschiedenen Diäten, die auf die individuellen Essgewohnheiten der Menschen zugeschnitten sind, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mehr aus dieser Kategorie
Sildenafil als „Knochenbooster“?
Sildenafil gehört zu den Mitteln der Wahl zur Behandlung einer erektilen Dysfunktion (ED). Dafür bedarf es einer ärztlichen Verschreibung, denn …
„Cocaine kills brain“: Warnung vor Hirnschäden durch Kokain
Vom Kultgetränk zur Kultdroge: Während Kokain bis ins 20. Jahrhundert meist über „Kokain-Cola“ konsumiert werden konnte, unterliegt die Substanz heutzutage …
Rezeptur 1×1: Mometasonfuroat-Creme
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …