Windpocken-Impfstoffe: Update zu Enzephalitis-Risiko
Im Juni hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zu den Windpocken-Impfstoffen Varivax und Varilrix, die vor einer Erkrankung schützen sollen, eine Untersuchung eingeleitet. Der Grund: ein mögliches Risiko für Enzephalitis. Nun geben die Expert:innen ein Update.
Windpocken (Varizellen) gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten und werden allein hierzulande jährlich zehntausendfach verzeichnet. Auslöser der Erkrankung ist das Varizella zoster-Virus, das auch als Erreger von Gürtelrose (Herpes Zoster) fungiert. Betroffen sind vor allem Kinder zwischen zwei und acht Jahren. Die Erkrankung gilt als hochansteckend, verläuft jedoch in der Regel mild und klingt innerhalb weniger Tage wieder ab. Um dem vorzubeugen, wird eine Impfung empfohlen, und zwar mit einem der beiden Lebendimpfstoffe Varivax oder Varilrix. Nach einem Todesfall im Zusammenhang mit der Immunisierung hat die EMA beide Windpocken-Impfstoffe im Hinblick auf das damit verbundene Risiko einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) überprüft.
Windpocken-Impfstoffe: Mehr Details zu Enzephalitis-Risiko
Dafür wurden klinische Studiendaten, wissenschaftliche Literatur sowie Erfahrungen aus der Anwendung berücksichtigt. Das Ergebnis: Die Produktinformationen der Vakzine sollten angepasst werden, so die Empfehlung. Denn in den Fach- und Gebrauchsinformationen findet sich zwar bereits ein Hinweis auf eine Enzephalitis als mögliche, seltene Nebenwirkung der Windpocken-Impfstoffe. Allerdings soll das Risiko künftig mit weiteren Einzelheiten, unter anderem zur Schwere, besser beschrieben werden, so die Expert:innen.
Doch damit nicht genug: Weil die Vakzine auch als Teil der Kombi-Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen zugelassen sind, sollen auch deren Produktinformationen im Einklang mit denen der Varizellen-Impfstoffe aktualisiert werden.
„Die beiden Impfstoffe sind bei immungeschwächten Personen weiterhin kontraindiziert, und es sind keine zusätzlichen Maßnahmen zur Risikominimierung erforderlich“, heißt es vom PRAC weiter. Personen, die nach der Impfung Anzeichen einer Infektion oder Gehirnentzündung wie Fieber, Verwirrtheit, Kopfschmerzen oder neurologische Auffälligkeiten bemerken, sollten umgehend Arztrücksprache halten.
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