Wie hängen Verstopfung und Demenz zusammen?
Verdauungsprobleme gehören für viele Menschen zum Alltag. Rund 15 Prozent leiden sogar unter chronischer Obstipation. Und das beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden und die Lebensqualität, sondern kann auch weitere Erkrankungen wie Demenz begünstigen.
Ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Flüssigkeit, fehlende Bewegung, Arzneimittel oder Vorerkrankungen: Die Ursachen für Obstipation sind vielfältig und der Leidensdruck für Betroffene meist groß. Denn zu den damit verbundenen Beschwerden gehören Völlegefühl, Krämpfe, Blähungen und Schmerzen. Hinzu kommen weitreichende Folgen für den gesamten Körper, darunter Entzündungen, Hormonungleichgewicht und Angstzustände oder Depressionen. Außerdem kann eine chronische Verstopfung offenbar Demenz begünstigen, wie bei der Alzheimer’s Association veröffentliche Studiendaten zeigen.
Verstopfung als Demenzrisiko?
„Unsere Körpersysteme sind alle miteinander verbunden“, heißt es von Demenz-Forscher:innen in einer Pressemitteilung. „Wenn ein System nicht richtig funktioniert, wirkt sich das auf andere Systeme aus.“ Ist also die Verdauung beeinträchtigt, kann sich dies auch auf andere Areale des Körpers auswirken, und zwar im Speziellen auf das Gehirn. Stichwort Darm-Hirn-Achse. So konnten die Forschenden anhand der Daten aus drei Studien mit insgesamt mehr als 110.000 Teilnehmenden feststellen, dass Obstipation den geistigen Abbau beschleunigt. Denn es zeigte sich, dass Personen mit Verstopfung – definiert als Stuhlgang alle drei Tage – im Vergleich zu Teilnehmenden mit regelmäßigem, sprich täglichem, Stuhlgang eine signifikant schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit hatten, die einer Alterung von drei Jahren entsprach. Hinzukommt, dass das Risiko für geistigen Abbau bei Obstipation um 73 Prozent höher ausfiel.
Chronische Verstopfung kann also Demenz begünstigen. Grund dafür ist ein Zusammenhang zwischen der Veränderung der Darmbakterien und den geistigen Fähigkeiten. So würden bei Verstopfung vermehrt Darmbakterien mit neuroprotektiver Funktion abgebaut, wodurch die Durchlässigkeit des Darms und damit der Transport toxischer Stoffwechselprodukte ins Gehirn erhöht wird.
„Sich gesund zu ernähren und sich um seinen Darm zu kümmern, kann ein Weg sein, das Demenzrisiko zu verringern“, lautet daher das Fazit der Expert:innen. Außerdem gelte es nun zu untersuchen, inwieweit eine Erhöhung des Gehalts an entsprechenden Darmbakterien als Therapieoption bei Alzheimer infrage kommen könnte.
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