Im Saarland ist die Zahl der Apotheken im 18. Jahr in Folge rückläufig. Ende 2022 gab es nur noch 273 Apotheken – ein Rückgang von neun Apotheken im Vergleich zum Vorjahr. „Wir sind nunmehr an einem Punkt angelangt, an dem auch unsere Patientinnen und Patienten den Rückgang deutlich zu spüren bekommen werden“, mahnt Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer Saarland.
Derzeit zählt das Saarland 181 Apothekeninhaber:innen, die jeweils nur eine Apotheke betreiben, 40 Apothekeninhaber:innen besitzen mehrere. 2004 hatten im Saarland noch 353 Apotheken ihre Türen geöffnet. Das sind 80 mehr als heute. Ein Negativtrend, der sich fortsetzen wird – zum einen, weil seit 2004 die Apothekenhonorierung quasi nicht angehoben wurde – so Saar – und zum anderen ließen Inflation und Energiekrise befürchten, dass auch 2023 zahlreiche Apotheken für immer ihre Türen schließen werden.
Zahl der Apotheken sinkt: Spürbare Folgen für Patient:innen
„Die für eine sichere Arzneimittelversorgung notwendige Infrastruktur der öffentlichen Apotheke ist seit Jahren staatlich unterfinanziert, bei stetig steigenden gesetzlichen Belastungen und immer neuen versorgungspolitischen Zumutungen.“
Im Schnitt versorgt eine Apotheke im Saarland etwa 3.600 Patient:innen. „Die Politik schaut seit Jahren tatenlos zu, dass immer weniger Apotheken eine immer älter werdende Gesellschaft versorgen müssen.“ Den Rückgang werden die Patient:innen nun deutlich zu spüren bekommen, denn weniger Apotheken in Gänze bedeuten auch weniger notdienstbereite Apotheken. Ein Beispiel: Im nördlichen Saarland müssen sich Patient:innen darauf einstellen, zukünftig 25 km und mehr bis zur nächsten notdienstbereiten Apotheke zurücklegen zu müssen, so Saar.
Altersstruktur könnte Rückgang der Zahl der Apotheken befeuern
Hinzu komme der demographische Wandel, der an den Apothekeninhaber:innen nicht spurlos vorübergeht. Von den 221 Apothekeninhaber:innen sind 80 Inhaber:innen über 60 Jahre alt. „Die Altersstruktur der Apotheker:innen macht uns sehr große Sorgen. Immer weniger junge Apotheker:innen sind bereit, das wirtschaftliche Risiko einer Neugründung bzw. Übernahme einer Apotheke einzugehen. Wer als angestellter Apotheker bei deutlich geringerer Arbeitszeit und deutlich weniger Verantwortung nicht viel weniger verdient als ein/e Apothekeninhaber:in, wird sich zweimal überlegen, ob er sich selbständig macht.“
Appell an die Politik
Saar appelliert an die Politik: „Entweder die Politik steuert hier mit einer deutlichen Anhebung der Apothekenhonorierung entgegen, oder die Politik wird sich Gedanken darüber machen müssen, wer zukünftig eine alternde Bevölkerung wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt. Dass hier die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angedachten Gesundheitskioske sicherlich nicht die erste Wahl sind, müsste sich auch bis nach Berlin rumgesprochen haben.“
Deutschland liegt Im europäischen Vergleich in puncto Apothekendichte im unteren Drittel. In der EU liegt der Schnitt bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner:innen – hierzulande sind es nur 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner:innen.
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