Wegen Sorglosigkeit: PreP lässt Zahl der STI steigen
Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gilt als zuverlässiger Schutz vor einer HIV-Infektion. Doch die Einnahme beziehungsweise fehlende Aufklärung darüber birgt Risiken. So steigt mit der Anwendung der PrEP die Zahl der sexuell übertragbaren Krankheiten (STI).
Mit der PrEP soll die Zahl der HIV-Neuinfektionen eingedämmt werden – mit Erfolg. Hierzulande ist die PrEP seit 2019 Kassenleistung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für gesetzlich Versicherte ab 16 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben, darunter Partner:innen von HIV-Patient:innen sowie homosexuelle Männer, die Sex ohne Kondom haben/hatten. Zum Einsatz kommt dabei häufig die Wirkstoffkombi Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil.
Das Problem: Während die PrEP zuverlässig vor einer Ansteckung mit HIV schützen kann, wie Studien belegen, gilt der Schutz nicht vor anderen STI. Das ist vielen Anwender:innen jedoch nicht klar. Die Folge: Ein deutlicher Anstieg der STI, zeigen aktuelle Daten aus Großbritannien.
Tenofovir und Emtricitabin gehören zu den nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) und verursachen nach dem „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ einen Kettenabbruch während der Umschreibung der Virus RNA. Die Wirkstoffkombi zur HIV-Prophylaxe ist jedoch aktuell von Lieferengpässen betroffen. Expert:innen schlagen bereits Alarm und befürchten folglich einen Anstieg der Neuinfektionen. Mehr noch: Auch für die antiretrovirale Therapie einer bestehenden Infektion fehlt die Kombi.
Zahl der STI steigt unter PrEP-Anwender:innen
Wissenschaftler:innen der UK Health Security Agency in London haben neben der Akzeptanz der PrEP bei Patient:innen auch deren Verhalten unter der Anwendung untersucht. Dafür wurden mehr als 37.000 Patient:innen unter die Lupe genommen, denen zunächst eine entsprechende Behandlung vorgeschlagen wurde, um HIV-Infektionen zu vermeiden. Knapp sechs von zehn Personen nahmen dieses Angebot an. Drei von vier Anwender:innen blieben der Therapie dabei treu.
Das Problem: Wurde die PrEP eingenommen, spielte für viele Patient:innen das Prinzip „Safer Sex“ kaum noch eine Rolle. Viele verzichteten demnach nach eigenen Angaben auf die Benutzung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Kein Wunder, dass unter den Teilnehmenden mehr als 18.600 STI diagnostiziert wurden. Jeder vierte Mann, der Sex mit Männern hatte, wies sogar zwei oder mehr STI auf. Am deutlichsten stiegen die Neuinfektionen bei Chlamydien, Gonorrhö und Syphilis.
Die Forschenden fordern daher mehr Aufklärung – vor allem für besonders gefährdete Patient:innen, um den Anstieg der STI unter PrEP zu verringern.
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