Übergewicht wegen Konservierungsmitteln in Kosmetika? Parabene werden seit etwa 80 Jahren als Konservierungsmittel in Cremes, Lotionen und Co. eingesetzt. Allerdings sind die Substanzen in Verruf geraten. Ihnen werden unter anderem ein Allergiepotential und ein Einfluss auf das Hormonsystem zugesprochen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Parabene in der Schwangerschaft, beispielsweise in Kosmetika, Einfluss auf die Gewichtsentwicklung des Kindes haben können.
Die Wissenschaftler*innen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Leipzig sowie der Charité und dem Berlin Institute of Health (BIH) untersucht, welchen Einfluss Parabene auf das Gewicht des Kindes haben können. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Methyl-, Butyl-, Propyl- oder Ethylparaben kommen als Konservierungsmittel in Kosmetika zum Einsatz. Die Substanzen sollen die Produkte vor Verkeimung schützen. Die Wissenschaftler nahmen eine Langzeitstudie als Ausgangspunkt. Diese sollte den Einfluss von Umweltbelastungen in den kindlichen Entwicklungsphasen für das spätere Auftreten von Allergien, Atemwegserkrankungen oder Übergewicht erforschen.
Hohe Urinkonzentration der Mutter = hoher Body-Mass-Index des Kindes
„Zunächst wollten wir wissen, ob die im Urin von Schwangeren aus der Mutter-Kind-Kohorte gefundenen Parabene einen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung ihrer Kinder haben”, erklärt Professorin Irina Lehmann vom BIH und der Charité. Dabei entdeckte das Team einen Zusammenhang zwischen der Urinkonzentration an Butylparaben bei der Mutter und einem erhöhten Body-Mass-Index der Kinder. Betroffen waren vor allem Töchter bis hin zum achten Lebensjahr.
Woher das Paraben stammt, fanden die Forscher anhand eines Fragebogens heraus. Denn die Teilnehmerinnen haben auch Angaben zu den Kosmetikprodukten gemacht, die in der Schwangerschaft verwendet wurden. Die Forscher konnten die hohe Parabenurinkonzentration auf Kosmetika zurückführen, die lange auf der Haut verbleiben – wie etwa Cremes und Lotionen.
Warum machen Parabene dick?
Zunächst untersuchte das Forscherteam, ob Fettzellen auf eine erhöhte Konzentration an Butylparaben reagieren. Aber das Paraben führte weder zu einer Vergrößerung der Fettzellen, noch lagerten diese mehr Fett ein. Die Suche ging also weiter und so wurde im Mausmodell eine Parabenbelastung während Schwangerschaft und Stillzeit nachgestellt. Das Ergebnis: Die weiblichen Nachkommen der Mäuse hatten ein Gewichtsproblem, genau genommen war eine erhöhte Gewichtsentwicklung zu verzeichnen. Denn die Tiere hatten scheinbar einen gesteigerten Appetit und fraßen deutlich mehr als die Kontrolltiere.
Die Forscher vermuteten, dass Parabene in der Schwangerschaft einen Einfluss auf die Hungerregulation im Gehirn haben könnten. Daraufhin wurden die Schlüsselgene im Hypothalamus des Mäusenachwuchses genauer betrachtet.
An der Steuerung des Hungergefühls ist das Gen Proopiomelanocortin (POMC) maßgeblich beteiligt und im Gehirn der jungen Mäuse herunterreguliert. Als Ursache konnte eine epigenetische Veränderung ausgemacht werden, die verhinderte, dass das POMC-Gen abgelesen werden konnte, was zu einer langfristigen Störung des Sättigungsgefühls führen kann.
Daher lautet die Empfehlung der Wissenschaftler: „Werdende Mütter sollten während der sensiblen Phasen von Schwangerschaft und Stillzeit mit Blick auf die künftige Gesundheit ihres Kindes unbedingt auf parabenfreie Produkte zurückgreifen.“
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