Nach der Impfstoff-Entwicklung ist vor dem nächsten Schritt: Pfizer arbeitet unter Hochdruck an einer Pille gegen Corona. Ähnlich wie die Impfung soll diese prophylaktisch wirken, also eine SARS-CoV-2-Infektion verhindern. Und das Prophylaxe-Medikament bringt noch eine Besonderheit mit sich.
Rund zwei Drittel der Gesamtbevölkerung sind hierzulande vollständig gegen Corona geimpft. Doch einige Menschen können sich nicht durch eine Impfung vor einer Corona-Infektion schützen, beispielsweise aufgrund einer Kontraindikation. Und auch Geimpfte können sich teilweise trotz Immunisierung noch mit SARS-CoV-2 anstecken. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie dem Virus schutzlos ausgeliefert sind, wenn beispielsweise der/die Partner:in oder eine andere Person aus dem eigenen Haushalt erkrankt – zumindest nicht, wenn es nach Pharmahersteller Pfizer geht.
Das Unternehmen arbeitet seit Monaten an einer Pille gegen Corona und legte im Frühjahr erste Daten zur Behandlung einer bestehenden Infektion vor. Nun folgt der nächste Schritt. In einer globalen Phase II/III-Studie soll die Wirksamkeit des neu entwickelten Medikaments zur sogenannten Postexpositionsprophylaxe überprüft werden, und zwar bei einer kombinierten Einnahme mit dem aus der HIV-Behandlung bekannten Ritonavir. „In der neuen Studie wird ein neuartiger Proteaseinhibitor (PF-07321332, in Kombination mit einer niedrigen Ritonavir-Dosis) zur Vorbeugung von Erkrankungen bei Erwachsenen untersucht, die in einem Haushalt mit einem COVID-19-Infizierten leben“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Die Idee dahinter: Kommt es zu einer Infektion im direkten persönlichen Umfeld, sollen die betroffenen Kontaktpersonen zur Vorbeugung das Medikament einnehmen und so vor einer Ansteckung geschützt sein. „PF-07321332 wurde speziell für die orale Verabreichung entwickelt, so dass es bei den ersten Anzeichen einer Infektion mit SARS-CoV-2 oder einer Exposition gegenüber diesem Virus verabreicht werden kann, ohne dass die Patienten ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen.“ Das Besondere an dem Prophylaxe-Medikament ist dabei die Verbindung mit Ritonavir. Dies soll einen schnellen Abbau von PF-07321332 im Körper verhindern, „damit es im Körper über längere Zeit in höheren Konzentrationen aktiv bleibt, um die Bekämpfung des Virus zu unterstützen“, so die Hoffnung des Unternehmens.
Ritonavir gehört zu den Proteaseinhibitoren (PI), die in der HIV-Therapie Anwendung finden. Weitere Vertreter sind Saquinavir und Darunavir. PI hemmen die Reifung des neuen HI-Virus. Die Wirkstoffe hemmen die HIV-Protease, die Aminosäuresequenzen in Vorläuferproteinen des gag-pol-Polyproteins schneidet. Diese Spaltung wird vom PI verhindert und es entstehen unreife und nicht infektiöse HIV-Partikel. Das Virus kann sich nicht vermehren. Ritonavir wird außerdem als pharmakokinetischer Booster beispielsweise in Kombination mit Lopinavir eingesetzt.
Die Kombination der beiden Wirkstoffe wurde bereits in mehreren Studien überprüft – bisher allerdings nur zur Behandlung von bereits vorliegenden Infektionen, bei denen schwere Verläufe verhindert werden sollten. Nun folgt eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die Sicherheit und Wirksamkeit als Prophylaxe-Medikament überprüft. Bisher ist keine vergleichbare orale Therapie zur Vorbeugung einer Infektion zugelassen.
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