Vitamin D: Vorsicht bei HCT und Digitoxin
Vor allem im Winter wird Vitamin D substituiert. So soll einem Mangel des Sonnenvitamins in der dunklen Jahreszeit vorgebeugt werden. Bei der Abgabe sind jedoch Wechselwirkungen zu beachten – beispielsweise mit Hydrochlorithiazid (HCT) und herzwirksamen Glykosiden.
Vitamin D
… ist für die Knochen- und Zahngesundheit unentbehrlich und außerdem an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Das Secosteroid reguliert mit Parathormon und Calcitonin den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und unterstützt sowohl die Calciumaufnahme aus dem Darm als auch den Einbau von Calcium (als Calciumphosphat) in die Knochen sowie dessen Freisetzung aus dem Knochengewebe. Fehlt Vitamin D, kann eine Osteoporose und somit eine Verringerung der Knochendichte die Folge sein. Gebildet wird Colecalciferol in der Haut bei Sonnenbestrahlung. Etwa 80 bis 90 Prozent können über die körpereigene Bildung abgedeckt werden – in Abhängigkeit vom Breitengrad, der Tages- und Jahreszeit, dem Hauttyp und der Dauer des Aufenthalts im Freien.
Hydrochlorothiazid
… gehört zur Gruppe der Thiazid-Diuretika und wird zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt. HCT hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus, was zu einer Ausscheidung von Natrium samt Lösungswasser führt. Der Natrium-Kalium-Austausch führt zudem zu einer gesteigerten Kaliumausscheidung. Auf der anderen Seite kommt es im Verlauf einer Behandlung über einen längeren Zeitraum zu einer verminderten Ausscheidung von Calcium über die Nieren. Eine Hyperkalziämie, die von Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche gekennzeichnet ist, kann die Folge sein.
Das Problem
Auch Vitamin D kann eine Hyperkalziämie verursachen. Werden HCT und Vitamin D kombiniert, können sich infolge der verminderten renalen Calciumausscheidung die Calciumspiegel in Plasma und Urin erhöhen.
Die Lösung
Ist eine Vitamin-D-Supplementierung nötig, sollten Patienten beispielsweise auf Furosemid umgestellt werden.
Digitoxin
… zählt zu den langwirksamen herzwirksamen Glykosiden und besitzt eine geringe therapeutische Breite. Der Arzneistoff besitzt positiv inotrope (Verbesserung der Kontraktionskraft des Herzens) und bathmotrope (Verbesserung der Reizschwelle des Herzmuskels) Eigenschaften. Hinzu kommen negativ chronotrope (Verringerung der Schlagfrequenz) und dromotrope (Verzögerung der Erregungsleitung des Herzens) Eigenschaften.
Digitoxin hemmt spezifisch die Adenosintriphosphatase und somit den aktiven Transport von Natrium- und Kaliumionen. Die extra- und intrazellulären Natriumkonzentrationen nähern sich einander an, wodurch der Natrium-Calcium-Austauscher keinen antreibenden Konzentrationsgradienten mehr besitzt. Es bleibt mehr Calcium in der Zelle, das für die Herzmuskelkontraktion benötigt wird. Ist der Austausch von Natrium und Kalium gehemmt, nimmt auch die Impulsüberleitungsrate in Vorhof und AV-Knoten ab (negativ dromotrop).
Das Problem
Eine Hyperkalziämie kann die Folge der synergistischen Wirkung von Calcium und Digitoxin sein und in schweren Erregungsleitungsstörungen enden. Eine Vitamin D-Substitution kann einen erhöhten Calciumspiegel zur Folge haben und somit die Toxizität von Digitoxin erhöhen. Das Risiko für Herzrhythmusstörungen ist erhöht.
Die Lösung
Muss Vitamin D substituiert werden, ist eine regelmäßige Kontrolle der Calciumspiegel in Urin und Plasma nötig. Auch ein EKG sollte in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
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