Vitamin D ist in aller Munde – das Sonnenvitamin wird häufig supplementiert und viel diskutiert. Zum Jahresende soll eine neue S3-Leitlinie zu Vitamin D Klarheit bringen und Ärzt:innen sowie Apothekenteams helfen, Patient:innen adäquat zu beraten.
Dass Vitamin D im Körper eine entscheidende Rolle spielt, ist unumstritten. Das Multitalent ist an verschiedenen Stoffwechselvorgängen, der Bildung von Proteinen und der Steuerung von Genen beteiligt. Vitamin D ist der übergeordnete Begriff für die Gruppe der fettlöslichen Calciferole. Die wichtigsten Vertreter sind Vitamin D2, auch bekannt als Ergocalciferol, und Vitamin D3, das Colecalciferol.
Vitamin D3 ist streng genommen kein Vitamin, sondern zählt zu den Secosteroiden. Über Zwischenstufen wird daraus die physiologisch aktive Form, das Calcitriol, das wiederum in Kombination mit dem Parathormon und Calcitonin maßgeblich an der Regulation des Calcium- und Phosphathaushalts beteiligt ist. In seiner biologisch aktiven Form stimuliert das Sonnenvitamin die intestinale Calciumresorption sowie den Einbau von Calcium in das Osteoid und die Freisetzung von Calcium aus dem Knochengewebe.
Wir können Vitamin D3 selbst bilden. Alles, was dazu nötig ist, ist Sonnenlicht. Genauer gesagt UV-B-Strahlung im richtigen Winkel. Expert:innen zufolge können über die Haut 80 bis 90 Prozent des Vitamins gebildet werden. Nur etwa 10 bis 20 Prozent werden über die Nahrung aufgenommen. Fetter Seefisch, bestimmte Innereien, Eier und Champignons sind geeignete Lieferanten.
Neue Vitamin D-Leitlinie bis Jahresende
Doch wie viel Vitamin D ist genug und ist eine Supplementierung überhaupt nötig? Darüber soll eine neue S3-Leitlinie „Beratung zur Vitamin D Substitution“ Aufschluss geben und die soll bis Jahresende fertig sein. Das Ziel: Eine Handlungsempfehlung für Ärzt:innen in puncto Beratung, Entscheidungsfindung und wenn nötig Behandlung von erwachsenen Patient:innen zu geben. Dabei sollen Über-, Unter- und Fehlversorgung vorgebeugt werden – sowohl bei der Supplementierung von Vitamin D durch gesunde Patienten:innen als auch bei Vorliegen spezifischer Krankheitsbilder.
Darum geht`s:
- Eine Bestimmung der Serumkonzentration von 25-Hydroxyvitamin-D kurz 25(OH)D bei erwachsenen Personen ohne relevante Vorerkrankungen/medizinische Risikofaktoren und ohne ein typisches osteologisches Beschwerdebild sollte nicht durchgeführt werden.
- Vitamin D-Präparate sollten nicht zur Primärprävention von Erkrankungen bei erwachsenen Personen ohne relevante Vorerkrankungen und ohne Risikofaktoren für einen Vitamin D-Mangel empfohlen werden.
Mangel und Überdosierung
Liegt der Vitamin D-Wert unter 30 nmol/l, spricht man von einem Mangel – das Risiko für Erkrankungen wie Rachitis, Osteomalzie oder Osteoporose steigt. Werte zwischen 30 und 50 nmol/l sind suboptimal und können mögliche Folgen für die Knochengesundheit haben. Eine Intoxikation tritt bei bei einem Spiegel größer als 150 nmol/l auf. Laut Robert-Koch-Institut ist bei Werten zwischen 50 und 75 nmol/l von einer ausreichenden Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit die Rede. Werte zwischen 75 und 125 nmol/l haben keinen weiteren Zusatznutzen für die Gesundheit. Werte oberhalb von 125 nmol/l belegen eine mögliche Überversorgung und können negative Einflüsse auf die Gesundheit haben. Dazu gehören beispielsweise Hyperkalzämien, die zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen führen. Betroffene können unter anderem an Übelkeit, Bauchkrämpfen oder Appetitlosigkeit leiden.
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