Zur Behandlung von Hypertonie kommen Arzneimittel verschiedener Wirkstoffgruppen ins Spiel, darunter ACE-Hemmer, Betablocker und Co. – mitunter auch kombiniert. Eine Vierfachpille gegen Bluthochdruck soll bei Patient:innen mit therapieresistenter Hypertonie Abhilfe schaffen, zeigt eine Studie.
Bluthochdruck gehört zu den Volkskrankheiten und immer mehr Menschen sind davon betroffen. Um das Bewusstsein für die damit verbundenen Risiken zu schärfen und eine frühzeitige Behandlung einzuleiten, hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie kürzlich neue Leitlinien veröffentlicht, in denen bereits Werte ab 120/70 mmHg als erhöhter Blutdruck eingestuft werden.
Leiden Patient:innen unter einer therapieresistenten Hypertonie, die selbst mit einer Kombination aus drei verschiedenen Blutdrucksenkern wie Perindopril, Indapamid und Amlodipin nicht zum gewünschten Ergebnis führt, bedarf es einem weiteren Wirkstoff. Das Problem: die Therapietreue, die sich meist mit jedem weiteren einzunehmenden Medikament verschlechtert. Forschende bringen daher eine Vierfachpille gegen Bluthochdruck ins Gespräch, und zwar eine Kombination aus Perindopril, Indapamid, Amlodipin und Bisoprolol.
Die Wirkstoffe im Check:
Amlodipin ist ein Calciumkanalblocker und verhindert so den Calciumeinstrom in die Herzmuskelzellen und die glatten Gefäßmuskelzellen. Der Wirkstoff hat blutdrucksenkende und gefäßerweiternde Effekte.
Indapamid ist ein Thiazid-ähnliches Diuretikum mit harntreibender Wirkung, die sich am distalen Tubulus des Nephrons der Niere entfaltet. Der Wirkstoff blockiert den Natriumchlorid-Cotransporter, wodurch die Natriumrückresorption gehemmt wird. Indapamid kann entweder allein oder in Kombination mit Perindopril zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden.
Perindopril zählt zu den ACE-Hemmern und blockiert folglich das Angiotensin converting enzyme, das Angiotensin I zu Angiotensin II umwandelt. In der Folge kommt es zu einer antihypertensiven Wirkung.
Bisoprolol gehört zu den Betablockern und hemmt die Bindung von Adrenalin und Noradrenalin an ihre Rezeptoren durch das Besetzen von Beta-1-Adrenorezeptoren. Der Wirkstoff besitzt am Herzen negativ inotrope und chronotrope Eigenschaften – er führt zu einer Verminderung des Herzzeitvolumens und zu einer Blutdrucksenkung.
Vierfachpille sorgt für Kontrolle des Bluthochdrucks
In einer randomisierten, doppelblinden Studie haben Forschende der Universität Pisa untersucht, wie sich die Zugabe von Bisoprolol zur bewährten Dreifachkombination aus Perindopril, Indapamid und Amlodipin bei Patient:innen mit therapieresistenter Hypertonie auswirkt.
Über einen Zeitraum von acht Wochen erhielten die Teilnehmenden aus 13 Ländern die Dreierkombinationstherapie aus Perindopril, Indapamid und Amlodipin in Form von drei Tabletten zu 10/2,5/5 mg oder 10/2,5/10 mg. Zeigte sich keine ausreichende Besserung ihrer Bluthockdruckwerte, erhielt ein Teil der Betroffenen eine um Bisoprolol ergänzte Vierfachpille in einer Dosis von 10/2,5/5/5 mg oder 10/2,5/10/5 mg, während der andere Teil weiterhin mit der bewährten Therapie behandelt wurde.
Das Ergebnis: Die Vierfachpille gegen Bluthochdruck konnte zu einer deutlichen Blutdrucksenkung führen und erwies sich dabei im Vergleich zur Dreifachkombi als deutlich wirksamer. Genau konnte die Mischung aus Perindopril, Indapamid, Amlodipin und Bisoprolol den Blutdruck um knapp 21 mmHg senken, während es ohne Bisoprolol nur rund 11 mmHg waren. Mehr noch: Bei zwei Drittel der Patient:innen mit therapieresistenter Hypertonie ermöglichte die Vierfachpille eine Kontrolle des Bluthochdrucks. Die Nebenwirkungen ähnelten sich dabei in beiden Behandlungsgruppen, schwere Nebenwirkungen traten zudem nicht auf.
Die Vierfachpille könnte daher den Forschenden zufolge als neue Therapieoption infrage kommen und die Therapietreue erhöhen. Dazu braucht es jedoch weitere Untersuchungen.
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