Der Personalmangel in Apotheken ist allgegenwärtig. Allerdings kann das Nachwuchsproblem nicht über Nacht behoben werden. Der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß hat eine praktische Lösung: PTA sollen Apotheker:innen kurzfristig vertreten dürfen. „Mit diesem Vorschlag trifft Krauß ins Schwarze“, teilt der Bundesverband PTA (BVpta) mit. Hat Krauß` Vorschlag eine neue Debatte um eine Vertretungsbefugnis für PTA entfacht?
In einem Statement zum Vorschlag des CDU-Politikers stellt die BVpta-Bundesvorsitzende Carmen Steves klar: „Die Personalsituation ist katastrophal.“ Die Teams kämen an die Grenzen der Belastbarkeit, Stellen könnten partiell über Monate nicht besetzt werden und die Pandemie tue ihr übriges dazu. Krauß` Vorschlag treffe „ins Schwarze“.
Der CDU-Politiker hat vorgeschlagen, PTA die kurzfristige Vertretung eines/einer Apotheker:in zu erlauben. Die Begründung: „Angesichts des sich verschärfenden Personalengpasses in den Apotheken sollten wir jetzt nach praktischen Lösungen suchen.“ So sei es denkbar, dass PTA mit mindestens fünf Jahren Berufspraxis stundenweise einspringen. Möglich sei auch, die Vertretung an eine Weiterbildung zu knüpfen.
Eine Vertretungsbefugnis für PTA und Kompetenzerweiterungen waren bereits bei der Novellierung der PTA-Reform Thema. Mit dem Ziel den Beruf attraktiver zu machen. „Einzig die ABDA sah keine Notwendigkeit, den PTA Beruf aufzuwerten“, so Steves. „Eine Aufwertung des Berufes ist dringend nötig. Nicht aus Eitelkeit, sondern um den ständig steigenden Anforderungen fachlich und menschlich begegnen zu können. Und um zukünftig überhaupt noch qualifizierte junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen. Die qualifizierten nämlich entscheiden sich – nach der fulminanten Entwicklung der Fachhochschulen – lieber für ein Bachelorstudium.“
Für eine Weiterqualifizierung zu mehr pharmazeutischer Kompetenz und damit der Möglichkeit einer Vertretungsbefugnis wird im besten Fall ein Bachelorabschluss angestrebt. So sollen eigenständiges und wissenschaftliches Denken und Arbeiten gelehrt werden. Verknüpfungen zum Studium ließen sich schon während der Ausbildung schaffen, in dem diese optional mit einem Studium an einer Fachhochschule verbunden werde. „Für junge Leute wäre die Durchlässigkeit zur akademischen Karriere mit vielfältigen Möglichkeiten gegeben, was ein tragendes Argument in der Berufswahl darstellt.“
Für berufserfahrene PTA, die sich nicht mehr für ein Studium entscheiden, könne eine standardisierte Weiterqualifizierung entwickelt werden, mit der die Übernahme von weiteren Kompetenzen in der Apotheke möglich sei. „Hier kann zum Beispiel eine Prüfung entwickelt werden, die zur ‚Certified Person‘ mit definierten Kompetenzen führt.“
Die ABDA hatte sich gegen eine Vertretungsbefugnis für PTA ausgesprochen. Apothekenleiter:innen seien zur persönlichen Leitung der Apotheke in „eigener Verantwortung“ verpflichtet. „Dieser Verpflichtung kann der Apothekenleiter nicht gerecht werden, wenn PTA in ‚eigener Verantwortung‘ Entscheidungen treffen, ohne dass der Apothekenleiter oder ein Apotheker die Möglichkeit hat, korrigierend einzugreifen.“
Der Gedanke, dass Apotheker:innen nicht mehr gebraucht werden, sei „ein großer Irrglaube“. „Es stellt sich die Frage, woher hier das mangelnde Selbstbewusstsein kommt. Oder anders gesagt: Tradierte, festgefahrene und unflexible Apotheker:innen aus einer früheren Zeit werden nicht mehr zurechtkommen. Sie gefährden mit ihren rückwärtsgewandten Ansichten nicht nur den dringend notwendigen Fortschritt, sondern das gesamte System.“ Denn das Gegenteil sei der Fall. „Es werden deutlich mehr Apotheker:innen gebraucht.“
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