Versandapotheken legen Action-Plan vor
Zwar ist der Anteil der online eingelösten E-Rezepte seit der Einführung von CardLink und großen Werbekampagnen gestiegen. Doch die ausländischen Versandapotheken wollen mehr und haben einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Das Ziel: Den Versandhandel in der EU liberalisieren. Denn verschreibungspflichtige Arzneimittel dürfen längst nicht in allen europäischen Ländern versendet werden. In 19 Ländern gibt es ein Rx-Versandverbot.
Der „Action-Plan“ des Verbandes der Europäischen Versandapotheken (EAEP) steht auf zwei zentralen Pfeilern – dem Beitrag, den Online-Apotheken zur Gesundheitsversorgung in Europa leisten können und einem Fahrplan zur Erschließung des Potenzials von Online-Apotheken im digitalen Gesundheitssystem. Der Fünf-Punkte-Maßnahmenplan ziele darauf ab, das volle Potenzial digitaler Gesundheitsdienste wie Telepharmazie und Versand von Rx-Arzneimitteln auszuschöpfen.
Das sind die fünf Maßnahmen:
- Europaweiter Versand von Rx-Arzneimitteln: Versandapotheken sollen E-Rezepte grenzüberschreitend beliefern dürfen. Für verschreibungspflichtige Arzneimittel besteht in der EU nur in Schweden, den Niederlanden, Deutschland, Litauen, Dänemark, Estland, Finnland und Portugal kein Versandverbot.
- Zugang zu elektronischen Gesundheitsakten: Damit soll den Versandapotheken eine personalisierte Versorgung ermöglicht werden.
- Entbürokratisierung bei der Behebung von Lieferengpässen: Eine grenzüberschreitende Versorgung mit Arzneimitteln durch Versandapotheken soll dazu beitragen, über flexible Lieferketten schnell auf Engpässe reagieren zu können. Dazu gehört beispielsweise die Schaffung eines EU-weiten Rahmens für die flexible Umverteilung. So soll es Versandapotheken ermöglicht werden, Arzneimittel im Falle von Lieferengpässen in den Mitgliedstaaten umzuverteilen, insbesondere in unterversorgten Regionen. Zudem soll der grenzüberschreitende Zugang zu wichtigen Arzneimitteln erleichtert werden, beispielsweise durch Beipackzettel in mehreren Sprachen.
- Faire Vergütung: Digital erbrachte Apothekendienstleistungen sollen gleichwertig vergütet werden. Vor-Ort-Apotheken würden bei einigen Dienstleistungen bevorzugt. In vielen europäischen Ländern werden beispielsweise pharmazeutische Dienstleistungen, die von Online-Apotheken angeboten werden, im Vergleich zu Vor-Ort-Apotheken unterschiedlich oder gar nicht erstattet. Gefordert werden gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Akteure im Gesundheitswesen.
- Telepharmazie ausbauen: Damit soll vor allem in ländlichen Gebieten dem Fachkräftemangel entgegengewirkt und die Versorgung gesichert werden. So soll beispielsweise das Vertrauen in digitale Apothekendienste gestärkt werden, indem ein gemeinsames EU-Logo für zertifizierte Online-Apotheken bekannter gemacht und die Durchsetzung gegen illegale Anbieter verbessert wird.
Online-Apotheken sind kein „futuristisches Konzept“
Der Verband stellt klar, dass Versandapotheken für die digitale Transformation des Gesundheitswesens von zentraler Bedeutung sind. Dabei stellen Versandapotheken nicht nur eine Erweiterung der Vor-Ort-Apotheken dar, sondern sind voll lizenzierte Gesundheitsdienstleister, die einen geregelten Zugang zu verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln, Telepharmazie und personalisierten digitalen Gesundheitsdiensten anbieten.
Über Versandapotheken können beispielsweise Versorgungslücken im ländlichen Gebieten oder von Patient:innen mit Mobilitätsproblemen geschlossen werden, da die Lieferung von Medikamenten und die Beratung direkt nach Hause gewährleistet ist. Mehr noch: Versandapotheken können dazu beitragen, die Therapietreue durch digitale Hilfsmittel wie Rezepterinnerungen zu erhöhen. Dieser digitale Ansatz könnte dem europäischen Gesundheitssystem jährlich Einsparungen in Milliardenhöhe bringen.
Allerdings hänge das Wachstum von der Harmonisierung der Rechtsvorschriften und der Bereitschaft zur Digitalisierung ab. Im Jahr 2024 hat der europäische Versandhandel in den zehn wichtigsten Ländern einen geschätzten Gesamtwert von zehn Milliarden Euro erwirtschaftet und wird weiterwachsen. Die durchschnittliche Wachstumsrate im Versand liegt bei rund 10 Prozent. Dieser Aufwärtstrend zeige, dass Patient:innen gegenüber digitalen Gesundheitslösungen aufgeschlossen sind.
Uneinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen stellen jedoch weiterhin ein Hindernis dar. „Um das Potenzial des Sektors voll auszuschöpfen, sind harmonisierte EU-weite Vorschriften und diskriminierungsfreie Rahmenbedingungen für alle Apotheken, einschließlich Online-Apotheken, erforderlich.“
Der Maßnahmenplan zeige, dass Online-Apotheken kein futuristisches Konzept mehr sind, sondern eine Lösung, mit der Herausforderungen wie Lieferengpässe, Fachkräftemangel und Versorgungslücken im ländlichen Raum – auch über Grenzen hinweg – gemeistert werden können.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass die Europäische Kommission, die Mitgliedstaaten, das Europäische Parlament und die Akteure im Gesundheitswesen handeln“, so der Verband der Europäischen Versandapotheken.
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