Ein Thema, das viele frischgebackene Eltern nach der Geburt und dem Wochenbett umtreibt, ist die Frage nach der richtigen Verhütung in der Stillzeit. Welche Verhütungsmethoden eignen sich und wann sollte man eher vorsichtig sein? Und ist eine Verhütung überhaupt notwendig, wenn während der Stillzeit ohnehin kein Eisprung stattfindet?
Der Mythos, dass Stillen als Verhütung ausreicht, hält sich wacker. Allerdings beruht er tatsächlich auf wahren Grundlagen. Durch das Stillen wird in der Hypophyse das Hormon Prolaktin freigesetzt, welches die Milchbildung fördert. Gleichzeitig blockiert es jedoch auch die Follikelentstehung in den Eierstöcken und hemmt das Enzym Aromatase, welches Östrogen synthetisiert, was zu einem niedrigen Östrogenspiegel führt. So kommt es zu einem Ausbleiben der Ovulation, weshalb keine Schwangerschaft möglich ist.
Hier kann es aber zu starken Hormonschwankungen kommen, die eine erneute Schwangerschaft durchaus möglich machen. Beachtet werden muss auch, dass der Eisprung bei erneutem Zyklusstart zeitlich vor der ersten Menstruationsblutung liegt und auch da schon die Möglichkeit der Schwangerschaft besteht. Aufgrund dieser Unsicherheiten ist das Stillen selbst nicht als alleinige Verhütung zu empfehlen. Auch die Methode der Temperaturmessung und Zyklusbestimmung zur Verhütung ist in der Stillzeit durch hormonelle Schwankungen sehr unsicher und durch das Aussetzen des regulären Zyklus auch nicht möglich.
Die Möglichkeiten der Verhütung in der Stillzeit
Bei Barrieremethoden wie dem Kondom oder dem Diaphragma gibt es in der Stillzeit keinerlei Bedenken. Hier ist eine Verwendung unproblematisch und hat keinen Einfluss auf die Milchbildung oder das Kind. Falls vor der Schwangerschaft mit einem Diaphragma verhütet wurde, muss allerdings drei Monate nach der Schwangerschaft ein neues angepasst werden, da das alte Diaphragma durch die körperlichen Veränderungen vermutlich nicht mehr passen wird.
Auch Hormonpräparate sind zur Verhütung in der Stillzeit verwendbar. Hier bestehen jedoch Einschränkungen. Die Kombinationspille mit Gestagen und Östrogen ist ungeeignet, da diese die Milchproduktion hemmt und das Risiko besteht, dass Östrogen in die Muttermilch übergeht und so vom Baby aufgenommen wird. Die Minipille enthält hingegen lediglich Gestagen, welches keinen Einfluss auf die Muttermilch hat und deshalb sehr gut zur Verhütung in der Stillzeit geeignet ist. Die Einnahme kann ab der sechsten Woche nach Geburt des Kindes begonnen werden und muss für eine hohe Sicherheit regelmäßig erfolgen.
Ebenfalls möglich ist die Anwendung eines Hormonimplantats, weil dieses auch nur Gestagen enthält. Auch das Einsetzen einer Spirale ist denkbar, aber dies sollte frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt erfolgen, da die Gebärmutter sich erst vollständig zurückbilden muss.
Nicht geeignet sind, ebenfalls wegen der Freisetzung von Östrogen, der Vaginalring und das Verhütungspflaster.
Was ist bei der Anwendung der „Pille danach“ in der Stillzeit zu beachten?
Die „Pille danach“ enthält, je nach Präparat, Levonorgestrel oder Ulipristal. Beide Wirkstoffe gehen in die Muttermilch über. Im Notfall ist es möglich die „Pille danach“ auch in der Stillzeit einzunehmen, allerdings sollte dann unmittelbar vor der Einnahme des Arzneimittels noch einmal gestillt werden. Anschließend muss eine Stillpause von mindestens acht Stunden bei Levonorgestrel und bei Ulipristal sogar mindestens einer Woche eingehalten werden. Wichtig ist, dass in dieser Zeit der Stillpause dennoch regelmäßig Milch abgepumpt wird, um den Milchfluss aufrecht zu erhalten. Die gewonnene Muttermilch muss dann allerdings verworfen werden.
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