Egal ob Rücken-, Kopf- oder Gliederschmerzen: Um die Beschwerden zu lindern, greifen viele Menschen in der Selbstmedikation zu Paracetamol. Denn das Arzneimittel gilt als gut verträglich – solange die Dosierung stimmt. Denn bei einer Überdosierung von Paracetamol drohen Vergiftungen. Eine neue Studie zeigt, dass Überdosierungen und Vergiftungen mit der Einführung der Dosierung zu 1.000 mg zugenommen haben.
Neben Ibuprofen und ASS gehört Paracetamol zu den beliebtesten Schmerzmitteln. Die hohe Nachfrage sorgte vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie für Engpässe. Inzwischen ist das Arzneimittel jedoch vielerorts wieder vorrätig. Die Dosierung sollte dabei in Abhängigkeit vom Körpergewicht erfolgen. Für einen Erwachsenen ab 50 kg gilt eine Einzeldosis von 1.000 mg als Richtwert für eine effektive Schmerzlinderung.
Laut einer Befragung gehen allerdings viele Menschen von 500 mg als korrekte Dosis aus und nehmen folglich eher zu wenig von dem Schmerzmittel ein, sodass Schmerzen mitunter erst später und weniger effektiv gelindert werden. Die Folgen einer Überdosierung von Paracetamol sind jedoch weitaus gravierender, wie eine neue Studie von Schweizer Forscher*innen verdeutlicht. So stieg in der Schweiz die Zahl der Vergiftungen und Todesfälle bei einer überhöhten Dosis. Denn das Acetamid wird in der Leber metabolisiert und kann so zu Leberschäden und im schlimmsten Falle zum Tod führen.
Höhere Dosierung = größere Vergiftungsgefahr?
Forscher*innen der Technischen Universität Zürich (ETH) haben die Folgen von hochdosiertem Paracetamol in der Schweiz untersucht. Dort gibt es seit 2003 Paracetamol auf Rezept zu 1.000 mg pro Tablette. Die hochdosierte Variante des Schmerzmittels ist bei den Eidgenossen inzwischen deutlich gefragter als die 500 mg-Dosis. Dies zeigen Verkaufszahlen des Apothekerverbands Pharmasuisse zwischen den Jahren 2000 und 2018, die im Rahmen der Studie analysiert wurden. Für den gleichen Zeitraum haben die Wissenschaftler*innen ebenfalls Daten des toxikologischen Informationszentrums Tox Info Suisse zu Paracatamol-Vergiftungen untersucht. Demnach hat sich die Zahl der Vergiftungen im Zusammenhang mit dem Schmerzmittel bis heute etwa verdoppelt. Die Forscher*innen kommen zu dem Schluss, dass diese Entwicklung mit der Markteinführung der hochdosierten Arzneimittel-Variante in Verbindung steht.
Überdosierung von Paracetamol kann zu Vergiftungen führen
Den Grund für die zunehmenden Vergiftungsfälle in der Schweiz sehen die Forscher*innen in der häufigen Überdosierung. „Paracetamol ist ein sehr sicheres Medikament, allerdings nur für die kurzzeitige Schmerzbekämpfung und solange die Tagesdosis die empfohlene Bandbreite nicht überschreitet. Ein Problem von Paracetamol ist, dass es nicht bei allen Patientinnen und Patienten und gegen alle Formen von Schmerz wirkt. Ist das Medikament bei einer Person wirkungslos, könnte sie in Versuchung geraten, die Dosis ohne Absprache mit einer Fachperson zu erhöhen“, erklärt Andrea Burden, Studienautorin und Professorin für Pharmakoepidemiologie an der ETH Zürich.
Die empfohlene Tageshöchstdosis liegt bei vier Gramm Paracetamol. Insbesondere mit den Tabletten in hochdosierter Form werde diese jedoch häufig überschritten, wohingegen die Gefahr bei einer reduzierten Einzeldosis geringer sei. Um Vergiftungen künftig effektiver vorzubeugen, rät die Forscherin dazu, bei einem fehlenden Wirkeintritt Rücksprache mit dem Arzt zu halten.
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