Verbraucherzentrale: NEM können Covid-19 nicht verhindern
Abstand halten und Händehygiene zählen zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen einer Covid-19-Infektion. Doch einigen ist dies zu wenig, denn ein spezifisches Arzneimittel zur Behandlung gibt es derzeit noch nicht und die Angst vor einer Infektion ist groß. Auf der Suche nach zusätzlichen präventiven Maßnahmen kommen immer wieder Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Dabei würden laut Verbraucherzentrale die absurdesten Ideen verbreitet.
Eine Schutzimpfung oder ein Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19 gibt es derzeit noch nicht. Studien und Entwicklung laufen aber auf Hochtouren. Zudem wurden bereits einige potentielle Kandidaten bekannter Wirkstoffe, die in anderen Indikationen zugelassen sind, als Hoffnungsträger ausgemacht. Was jedoch boomt, ist das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Denn einige Anbieter suggerieren mit den Präparaten eine Covid-19-Prävention. Das sieht die Verbraucherzentrale jedoch äußerst kritisch.
„Es gibt keine Nahrungsergänzungsmittel, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) verhindern können.“
Verbraucherzentrale
Zudem würden NEM auch nicht der Behandlung von Erkrankungen dienen. „Da dieser Virus erst seit kurzer Zeit bekannt ist, gibt es noch keine Studien, die eine Wirksamkeit von bestimmten Pflanzen, Vitaminen oder Mineralstoffen gegen ihn beweisen. Zitierte Studien beziehen sich in der Regel auf andere (Corona-)Viren“, schreiben die Verbraucherschützer.
Weil sich Verbraucher aktiv vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schützen wollen, würden jetzt immer mehr Anbieter von NEM scheinbar in die Bresche springen und so würden im Internet, über die sozialen Medien oder Anzeigenwerbung die absurdesten Ideen verbreitet.
Irreführende Aussagen und „krasse Werbung“
Herstellern ist es verboten, für NEM gesundheitsbezogene Aussagen zu treffen. Werbeaussagen wie: „Es gibt bestimmte Pflanzen, Getränke und Vitamine, die du zu dir nehmen kannst, um jeden viralen und bakteriellen Eindringling abzuwehren, einschließlich des neuartigen Coronavirus“, „schützt vor Viren“ oder „wehrt Viren ab“ suggerierten laut Verbraucherzentrale eine falsche Sicherheit und seien in Bezug auf SARS-CoV-2 nicht wissenschaftlich bewiesen.
Welche Wirkstoffe werden empfohlen?
Zur Prävention von Covid-19 werden sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole, Flavonoide, Anthocyane oder auch Senföle angepriesen. Außerdem würden im Internet, in einigen Reformhäusern oder von einigen selbstständigen Firmenvertretern ähnliche Aussagen für NEM mit Grüntee (beziehungsweise Epigallocatechinagallat), Rosenwurz, Cistus, Propolis, Holunder, Kapuzinerkresse oder Schwarze Johannisbeere getroffen. Auch für Zimt und Kurkuma würden abwehrende Wirkungen suggeriert.
„Aktuell kursieren auch unsinnige Tipps dazu, dass man sich mit dem gefährlichen MMS (Miracle Mineral Supplement), teilweise auch CDL (Chlordioxidlösung) genannt, vor dem Coronavirus schützen kann“, schreibt die Verbraucherzentrale. „Das ist ein Desinfektionsmittel und dient zum Bleichen von Textilien! Nicht einnehmen, gefährlich! Davon einmal abgesehen nützt es auch nichts gegen das COVID-19-Virus.“
Immunsystemstärkung als Schutz?
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Spaziergänge an der frischen Luft – mit ausreichend Abstand –, ausreichend Schlaf und Flüssigkeitszufuhr können die Abwehrkräfte stärken. Zudem können auch NEM einen Einfluss auf das Immunsystem nehmen. Beispielsweise können die Vitamine A, C, D, B6, B12 und Folat zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen. Allerdings seien dazu keine hochdosierten NEM notwendig. Auch Mineralstoffe wie Selen, Zink, Eisen und Kupfer sind für die Abwehrkräfte wichtig. Sie sollten laut Verbraucherzentrale allerdings nur supplementiert werden, wenn auch ein Mangel besteht.
„Der Klassiker: Colostrum“. Die Erstmilch der Kühe soll Werbeversprechen zufolge vor viralen und bakteriellen Infektionen schützen. „Dabei gibt es für einen Effekt auf Corona-Viren nicht einmal Tierstudien. Dabei ist die Wirksamkeit von oral aufgenommenem Colostrum auf Atemwegsinfekte (einschließlich Covid-19) nicht einmal plausibel, weil die enthaltenen Antikörper im Darm nicht aufgenommen werden und auch nicht in die Lunge gelangen können“, mahnt die Verbraucherzentrale. Auch für Cannabidiol (CBD) gebe es derzeit noch keine wissenschaftlichen Beweise, die ein Potential gegen Viruserkrankungen bestätigen.
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