In den USA werden alle Ranitidin-haltigen Arzneimittel – verschreibungspflichtig und OTC – zurückgerufen. Als Ursache nennt die US-Arzneimittelbehörde FDA die potentielle Verunreinigung mit dem Nitrosamin N-Nitrosodimethylamin (NDMA). OTC-Arzneimittel sollen sofort abgesetzt werden.
Wie die FDA mitteilt, zeigen laufende Untersuchungen, dass die NDMA-Konzentration im Laufe der Zeit und während der Lagerung bei höheren Temperaturen als der Raumtemperatur in Ranitidin-haltigen Arzneimitteln zunimmt. Dies stelle eine „unannehmbare Belastung“ für die Patienten dar. Zudem wurden „inakzeptable NDMA-Werte“ in einzelnen Produkten detektiert. Daraufhin hat die Behörde den Rückruf aller im Markt befindlichen Ranitidin-haltigen Arzneimittel angeordnet.
„Da wir nicht wissen, wie oder wie lange die Arzneimittel gelagert werden, haben wir beschlossen, dass Ranitidin-haltige Arzneimittel für Patienten nicht mehr verfügbar sein sollen, wenn die Qualität der Produkte nicht gesichert werden kann“, sagt Dr. Janet Woodcock, Direktorin des Zentrums für Arzneimittelbewertung und -forschung der FDA.
Neue Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die NDMA-Konzentration in Ranitidin-haltigen Arzneimitteln auch unter normalen Lagerbedingungen ansteigen können. Wobei die Konzentration bei höheren Temperaturen signifikant zunehme. Die Testergebnisse zeigten auch, dass die NDMA-Konzentration umso höher sei, je älter das Arzneimittel sei – sprich: je länger die Herstellung zurückliege.
OTC absetzen
Die FDA empfiehlt Patienten, die Ranitidin-haltige OTC-Präparate einnehmen, die Behandlung zu beenden, die Arzneimittel ordnungsgemäß zu entsorgen und auf rezeptfreie Alternativen umzusteigen. Patienten, die mit verschreibungspflichtigen Ranitidin-Arzneimitteln behandelt werden, sollen die Arzneimittel nicht in Eigenregie absetzen, sondern sich mit dem behandelnden Arzt in Verbindung setzen und entsprechend umgestellt werden. Als Alternativen kommen laut FDA Famotidin, Cimetidin, Esomeprazol, Lansoprazol oder Omeprazol in Betracht.
Rückblick
Im September 2019 entdeckte die US-Versandapotheke Valisure das potentiell krebserregende Nitrosamin im H2-Rezeptor-Antagonisten und informierte die FDA. Die Arzneimittelbehörde hatte für NDMA eine maximale tägliche Aufnahmegrenze von 96 ng festgelegt. Valisure konnte jedoch in einer Ranitidin-haltigen Tablette mehr als 3 mg NDMA nachweisen. Schon zum damaligen Zeitpunkt wurde vermutet, dass die Anwesenheit des Nitrosamins auf die Instabilität von Ranitidin bei hohen Temperaturen zurückzuführen ist.
Die FDA entwickelte daraufhin ein Analyseverfahren für den Arzneistoff, die LC-HRMS-Methode zum Nachweis von NDMA im Ranitidin. Denn die zuvor verwendete HS-GC-MS-Methode, die Temperaturen von etwa 130 Grad erfordert, wurde als ungeeignet betrachtet. Mit dem neuen Analyseverfahren wurden zwar geringere NDMA-Konzentrationen nachgewiesen – aber immer noch inakzeptable Werte für einige Chargen.
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