Vegan leben ist inzwischen mehr als nur eine Modeerscheinung. Was einst als Trend belächelt wurde, ist längst in der Gesellschaft angekommen. Es gibt vegane Supermärkte, Restaurants und Fashion-Stores, in denen nicht nur Veganer*innen zu finden sind. Auch in der Apotheke nimmt die Nachfrage nach veganen Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika zu. Wie eine Umfrage von ProVeg Deutschland zeigt, haben einige Kunden auch schon einmal nicht-vegane Medikamente abgelehnt.
In Deutschland leben etwa 1,3 Millionen Veganer*innen, Tendenz steigend. Wer vegan lebt, verzichtet nicht nur auf Lebensmittel tierischen Ursprungs, sondern auch auf alltägliche Produkte, die tierische Bestandteile enthalten wie zum Beispiel Ledertaschen, -schuhe und -gürtel, Kleidungsstücke aus Seide oder Wolle sowie Haarbürsten oder Make-up-Pinsel mit Tierborsten. In der Apotheke stellt sich immer öfter die Frage, ob ein Arzneimittel eigentlich vegan ist. Entscheidend ist hier nicht nur die Zusammensetzung, sondern auch die Arzneimittelentwicklung – Stichwort Tierversuche. Letztere sind nicht nur für Veganer ein Tabu.
Vegane Medikamente haben großen Stellenwert
Dass Arzneimittel, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel vegan sind, spielt eine immer größere Rolle. Die Ernährungsorganisation ProVeg Deutschland hat in Zusammenarbeit mit der App WhatsIn My Meds 700 Mitglieder der ProVeg-Testcommunity befragt, wie sie zu tierischen Inhaltsstoffen in Arzneimitteln stehen.
Das Ergebnis: Mehr als 25 Prozent haben schon einmal ein nicht-veganes Medikament abgelehnt, so ProVeg – knapp 30 Prozent würden dies auch in Zukunft tun. Laut Umfrage achten knapp 60 Prozent bei Arzneimitteln auf eine vegane Zusammensetzung.
„Medikamente ohne tierische Inhaltsstoffe zu finden, war für Patienten bislang nur schwer möglich. Denn mehr als 1.000 verschiedene Inhaltsstoffe in Medikamenten können tierischen Ursprunges sein und sind häufig nicht eindeutig gekennzeichnet“, schreibt ProVeg. WhatsIn my Meds kann hierbei helfen.
Vegane Medikamente? Hier lauern Bestandteile tierischen Ursprungs
Hilfsstoffe
Lactose kommt häufig als Füllstoff zum Einsatz und ist nicht nur für Patienten mit einer Lactoseintoleranz, sondern auch für Veganer ein Problem. Eine Alternative können Tropfen sein.
Gelatine – Alternativen für vegane Arzneimittel sind Kapselhüllen aus Cellulose, Carrageen (aus Rotalgen) oder auf Stärkebasis.
Magnesiumstearat kann sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein. So kann der Hilfsstoff – oder vielmehr die Stearinsäure – unter anderem aus Soja oder Raps sowie Rindertalg oder Schweineschmalz gewonnen werden. Auskunft über die Herkunft kann der Hersteller geben.
Dragees können mit Schellack ummantelt sein, das aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird und als Überzug und Farbstoff zum Einsatz kommt.
Woll- oder Bienenwachs kommen in Grundlagen halbfester Zubereitungen zum Einsatz.
Wirkstoffe
Pankreasenzyme werden aus Schweine-Pankreas gewonnen, eine Alternative für vegane Arzneimittel sind Rizoenzyme. Sie werden aus dem Myzel japanischer Reispilzkulturen extrahiert. Dazu zählen die Lipase aus Rhizopus oryzae sowie Amylase und Protease aus Aspergillus oryzae.
Insuline wurden einst aus Pankreas von Schwein und Rind gewonnen. Inzwischen erfolgt die Herstellung gentechnisch aus Mikroorganismen wie Saccharomyces cerevisiae oder E. coli.
Hyaluronsäure wird inzwischen auch nicht mehr nur aus Hahnenkämmen gewonnen, sondern biotechnisch aus Hefe und Bakterien durch Fermentation.
Alternativen gibt es auch für Heparin aus der Darmschleimhaut von Schweinen mit dem synthetisch hergestellten Fondaparinux.
Estrogen kann aus Stutenharn gewonnen werden. Eine Alternative ist die synthetische Gewinnung des Sexualhormons.
Vitamin D kann zum einen aus Lanolin aus der Schafschurwolle gewonnen werden oder aus Pilzen und Flechten.
Omega-3 wird meist aus Fischöl gewonnen. Die vegane Alternative liefert pflanzliches Algenöl, das reich an EPA- und DHA ist.
Tierversuche
Im Laufe der Zulassung kommt es bei neuen Arzneistoffen in klinischen Studien zu Tierversuchen. Diese bleiben bei der Einführung von Generika aus – die somit zumindest in puncto Tierversuche als vegane Arzneimittel eingestuft werden können.
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