Monatelang wurden sie herbeigesehnt, seit einigen Wochen sind sie da: die ersten Impfstoffe gegen das Coronavirus. Doch während es viele Menschen weltweit kaum erwarten können, geimpft zu werden, ist Deutschland bei der Impfbereitschaft abgeschlagen. Mit der Zulassung der Vakzinen wächst jedoch auch das Vertrauen.
Die Impfungen gegen das Coronavirus laufen in zahlreichen Ländern weltweit auf Hochtouren. Dabei gibt es unterschiedliche Impfstrategien. So stehen in Deutschland unter anderem ältere Menschen, medizinisches Personal und Pflegepersonal an erster Stelle. Denn noch ist nicht genügend Impfstoff für die gesamte Bevölkerung vorhanden. Daher wurde bereits diskutiert, den Zeitraum zwischen erster und zweiter Impfdosis zu verlängern, um mehr Menschen zu immunisieren. Für die Mehrheit der Deutschen ist dies jedoch keine Option, wie eine neue Umfrage zeigt. Das Vertrauen in die Corona-Impfung und damit auch die Impfbereitschaft in Deutschland wachsen derweil – nicht nur hierzulande.
Impfbereitschaft in Deutschland wächst: Norden und Westen haben Nase vorn
Wissenschaftler*innen des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg haben mit dem Projekt „European Covid Survey (ECOS)“ eine Langzeit-Studie rund um die Corona-Pandemie ins Leben gerufen. Gemeinsam mit drei weiteren europäischen Universitäten werden dafür seit April 2020 alle zwei Monate insgesamt 7.000 Menschen aus sieben europäischen Ländern befragt, darunter Deutschland, Frankreich, Dänemark, Großbritannien und die Niederlande. Abgefragt werden unter anderem Einstellungen zur Pandemie und den getroffenen Maßnahmen sowie die Position rund um eine Impfung gegen das Coronavirus. Die aktuellen Ergebnisse basieren auf einem Befragungszeitraum zwischen dem 19. Januar und dem 1. Februar 2021.
Der wachsende Impfwille in allen teilnehmenden Ländern ist nur eines der Kernergebnisse. Allein in Deutschland hat sich die Impfbereitschaft im Vergleich zu den letzten beiden Befragungsrunden im September und November 2020 um fünf Prozentpunkte von 57 auf 62 Prozent gesteigert. Dennoch liegt sie noch deutlich unter dem Wert zu Beginn der Pandemie (70 Prozent im April 2020). Hinzu kommen regionale Unterschiede: Am höchsten ist die Impfbereitschaft im Norden und Westen des Landes, wo sich jeweils zwei Drittel der Umfrageteilnehmer*innen (66 Prozent) impfen lassen würden. Im Süden (57 Prozent) und Osten (59 Prozent) ist der Anteil der Impfwilligen dagegen etwas geringer. Im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik in Sachen Impfbereitschaft vor Frankreich (48 Prozent) auf dem vorletzten Platz.
Auch bei den Apothekenteams ist die Impfbereitschaft in den letzten Monaten immer weiter gestiegen und liegt im Februar laut einer aktuellen aposcope-Umfrage bei 79 Prozent, wobei die befragten Inhaber*innen mit 90 Prozent die höchste Bereitschaft zeigen.
Mehr Informationen = mehr Vertrauen in Corona-Impfung?
Wie groß die Bereitschaft für eine Immunisierung gegen das neuartige Virus ist, hängt maßgeblich davon ab, wie gut die Befragten über die Entwicklungen der Corona-Pandemie informiert sind. Dabei gilt generell: Je größer das Wissen, desto höher die Impfbereitschaft. Knapp drei Viertel der bundesweit Befragten, die angeben, das Pandemiegeschehen sehr genau zu verfolgen (73 Prozent), möchten sich impfen lassen. Demgegenüber trifft dies nur auf ein Drittel (34 Prozent) derjenigen zu, die den Ausbruch des Virus nicht sehr genau verfolgen. Auch das Vertrauen in die vorhandenen Impfstoffe hat Einfluss auf die Bereitschaft zur Immunisierung. Immerhin 57 Prozent halten hierzulande die drei zugelassenen Vakzine für sicher. Rund die Hälfte der Impfwilligen in Deutschland hat folglich keine Präferenz bezüglich der Vakzine. Ein Drittel würde sich dagegen bei einer freien Wahl des Impfstoffs für Comirnaty von BioNTech/Pfizer entscheiden.
Im Hinblick auf die weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und deren Einhaltung zeigt sich ebenfalls ein Aufwärtstrend – sowohl in Deutschland als auch länderübergreifend. Fast drei Viertel der Deutschen (73 Prozent) verzichten auf Begrüßungsgesten wie Umarmungen oder Händeschütteln und immerhin 57 Prozent geben an, sich an die Abstandsregeln zu halten – elf Prozentpunkte mehr als im November. Die Einschätzung des Ansteckungsrisikos blieb dabei nahezu unverändert.
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