Eine gesunde Ernährung gewinnt bei vielen Menschen einen immer größeren Stellenwert. Neben viel Obst und Gemüse gehört dabei oft auch der Verzicht auf Fleisch- und/oder Milchprodukte dazu. Und auch Zusatzstoffe sind für viele tabu. Doch wie gut sind Verbraucher:innen darüber überhaupt informiert? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liefert die Antwort.
Längere Haltbarkeit und ansprechendere Farbe: Zusatzstoffe in Lebensmitteln sollen verschiedene Funktionen erfüllen. Kein Wunder, dass es inzwischen unzählige solcher Stoffe gibt. Doch nicht alle davon dürfen auch in Speisen oder Getränken zum Einsatz kommen. „Rund 320 Lebensmittelzusatzstoffe dürfen die Lebensmittelhersteller in der Europäischen Union zu technologischen Zwecken einsetzen“, teilt das BfR mit. Aber wissen Verbraucher:innen, in welchen Lebensmitteln welche Zusatzstoffe stecken und warum? Das BfR hat nachgefragt.
Zuerst das Positive: Die Mehrheit der Verbraucher:innen legt beim Lebensmitteleinkauf großen Wert auf natürliche Inhaltsstoffe. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des BfR unter mehr als 1.000 Personen. Demnach versucht mehr als jede/r Zweite, bei der Auswahl von Produkten auf Zusatzstoffe zu verzichten. Vor allem Geschmacksverstärker sind dabei ein No-Go, gefolgt von Süßungsmitteln und Farbstoffen. Das Problem: Auch Faktoren wie „angenehme Konsistenz“, „ansprechendes Aussehen“ oder „intensiver Geschmack“ spielen für rund drei von vier beziehungsweise zwei von drei Verbraucher:innen eine wichtige Rolle. Und hier kommen wiederum Zusatzstoffe ins Spiel.
Was sind überhaupt Zusatzstoffe?
„Für Lebensmittelzusatzstoffe gilt nach Artikel 3 der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 eine klare Begriffsdefinition. Darunter werden Stoffe verstanden, die für das Lebensmittel selbst keine typischen Zutaten darstellen, aber diesem aus technologischen Gründen bei der Produktion zugesetzt werden. Technologische Gründe beziehen sich hierbei beispielsweise auf das Aussehen, den Geschmack, die Konsistenz oder die Haltbarkeit eines Lebensmittels“, heißt es vom BfR.
Aber zurück zur Umfrage. Wie beurteilen Verbraucher:innen eigentlich den Effekt von Zusatzstoffen? Den größten Nutzen sehen sie beim Einsatz von Konservierungsstoffen, den knapp jede/r Zweite als hoch oder sogar sehr hoch einschätzt. Geschmacksverstärker und Süßungsmittel sind immerhin für jeweils rund ein Drittel nützlich. Kurios: Beide Stoffe verbindet rund die Hälfte der Befragten zugleich mit einem hohen gesundheitlichen Risiko. Und genau da liegt das Problem. „Viele Menschen sorgen sich über mögliche gesundheitliche Folgen, gleichzeitig fühlen sie sich nicht gut über Zusatzstoffe informiert“, erklärt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. So schätzen sich knapp sechs von zehn Befragten bei den Gefahren von Zusatzstoffen generell als schlecht informiert ein, während jede/r Zweite beklagt, zu wenig Informationen über deren Nutzen zu haben. Nachholbedarf sehen Verbraucher:innen außerdem bei der entsprechenden Kennzeichnung von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Um künftig für mehr Transparenz in puncto Zusatzstoffe zu sorgen und die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen, wurde nun am BfR ein Nationales Referenzlabor eingerichtet, das unter anderem neue Analyseverfahren für Lebensmittelzusatzstoffe und Aromen entwickeln soll.
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