Tests und Impfzertifikate: Hausärzteverband kritisiert Apothekenhonorar
Unklare Impfstofflieferungen, Terminchaos, Patientenärger: In Sachen Corona-Impfungen geht es vielerorts drunter und drüber. In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn macht der Bayerische Hausärzteverband seinem Ärger Luft. Der Verband fordert unter anderem mehr Geld für Impfpraxen – und übt Kritik am Apothekenhonorar.
Mehr Anerkennung – das ist die zentrale Forderung, die Dr. Markus Beier, Landesvorsitzender Bayerischer Hausärzteverband e.V., im Namen seiner Mitglieder in einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister gestellt hat. Denn die niedergelassenen Ärzt:innen und ihre Mitarbeiter:innen würden seit mehr als 14 Monaten Pandemie täglich Mehrarbeit neben ihren regulären Aufgaben leisten, die bisher weder angemessen anerkannt noch honoriert würde. Als Beispiel führt der Brief die Corona-Impfungen an: „Im Verhältnis zu anderen Pandemieleistungen wird der Impfaufwand in den Praxen mit 20 EUR völlig inadäquat vergütet“, heißt es im Schreiben. Vor allem verglichen mit anderen Vergütungen, darunter auch das Apothekenhonorar für Schnelltests oder digitale Impfnachweise, sei das Impfhonorar für Ärzt:innen zu gering. „Schnelltestcenter konnten z.B. bislang 18 EUR pro Test abrechnen, das reine Ausstellen einer digital lesbaren Impfbescheinigung soll ebenfalls mit 18 EUR honoriert werden – Planung, Beratung, Impfung, Nachbetreuung und höhere Personal- und Sachkosten in den Hausarztpraxen zusammen aber nur mit 2 EUR zusätzlich?!?“, fragt der Verband.
Hinzu komme, dass viele Praxen zusätzliche Termine außerhalb der Sprechzeiten wie abends oder am Wochenende anbieten würden, was ebenfalls nicht berücksichtigt werde. „Das kann und darf nicht so bleiben!“ Der Verband fordert neben einer höheren „sach- und leistungsgerechten Vergütung“ auch eine Bonuszahlung für Medizinische Fachangestellte.
Neben der Forderung nach mehr Geld sowie der indirekten Kritik am Apothekenhonorar hat Dr. Beier eine weitere zentrale Botschaft an den Gesundheitsminister: „Wir fordern weiter, dass unsere ärztliche Expertise endlich anerkannt und stärker als bislang bei der Planung der Pandemiebekämpfung Gehör und Eingang in die politischen Entscheidungen findet.“ Denn bisher seien letztere stets auf dem Rücken der Praxen ausgetragen worden. Würde sich im Hinblick auf die fehlende Anerkennung nichts ändern, befürchtet der Verband, dass sich viele Praxen und Mitarbeiter:innen aus ihrem bisherigen Engagement zurückziehen könnten.
Unterstützung bekommt der Bayerische Hausärzteverband von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), die sich ebenfalls für ein höheres Impfhonorar in den Praxen einsetzt – und vor allem das Apothekenhonorar für die Impfzertifikate kritisiert. Denn das Ausstellen der Impfnachweise sei deutlich schneller erledigt als der Aufwand, den Praxen rund um die Impfungen hätten. „So sehr wir den Fortschritt, den es inzwischen bei der Ausstellung des digitalen Impfpasses gibt, begrüßen, so sehr ärgert uns dieses Missverhältnis, das bei der Honorierung der Leistungen besteht“, sagt Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KVSH.
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