Testosteron: Wechselwirkung mit SGLT-2-Hemmern
Testosteron spielt eine unverzichtbare Rolle im Hormonhaushalt. Kommt es zu einem Mangel an Steroidhormon, finden Testosteronpräparate in verschiedenen Darreichungsformen Anwendung. Doch bei einigen davon ist Vorsicht geboten. Stichwort Wechselwirkungen. So kann Testosteron bei der Diabetes-Therapie zur Gefahr werden.
Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aktuell informiert, müssen die Fach- und Gebrauchsinformationen Testosteron-haltiger Arzneimittel aller Darreichungsformen mit Ausnahme von Präparaten zur topischen Anwendung angepasst werden. So müssen Patient:innen nicht nur vor einer verstärkten Insulin-Wirkung, sondern auch vor Wechselwirkungen mit Diabetes-Medikamenten wie SGLT-2-Hemmern gewarnt werden. Grundlage ist das Ergebnis einer Untersuchung des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA).
Testosteron-haltige Arzneimittel sind zugelassen zur Testosteronersatztherapie bei männlichem Hypogonadismus, sofern ein Testosteronmangel sowohl klinisch als auch labordiagnostisch mehrfach nachgewiesen wurde. Einige Präparate kommen zudem zur Behandlung der chronischen Form der aplastischen Anämie, eines übermäßigen Längenwachstums und bei verspätetem Einsetzen der Pubertät zum Einsatz. Erst vor Kurzem hat das BfArM vor einem zunehmendem Off-Label-Einsatz von Testosteron-Präparaten gewarnt.
Testosteron und SGLT-2-Hemmer: Wechselwirkungen im Blick behalten
So kam der PRAC auf Basis von Literaturdaten zu dem Schluss, dass ein plausibler Zusammenhang zwischen der gleichzeitigen Anwendung von Testosteron und SGLT-2-Hemmern und dem Auftreten von Wechselwirkungen besteht. Dazu gehört beispielsweise ein Anstieg der Hämoglobin- und Hämatokritwerte.
Patient:innen sollen daher in der Packungsbeilage darauf hingewiesen werden, Arztrücksprache zu halten, wenn sie parallel Arzneimittel zur Behandlung von Diabetes – genau SGLT-2-Hemmer – erhalten. Denn unter Testosteron droht nicht nur eine Verstärkung der Insulin-Wirkung, wodurch eine Dosisanpassung des Antidiabetikums notwendig sein kann, sondern auch eine Erhöhung der Anzahl roter Blutkörperchen. Diese kann unter beiden Wirkstoffen einzeln auftreten und sich bei einer Kombination verstärken. Daher kann eine häufigere Kontrolle der Blutwerte angezeigt sein.
Außerdem muss auf das Risiko einer pulmonalen Ölmikroembolie als seltene Nebenwirkung in etwa einem von 1.000 Fällen hingewiesen werden. Demnach kann bei der Verabreichung von Testosteron als ölige Lösung die Flüssigkeit in die Lunge gelangen und zu Husten, Kurzatmigkeit, Unwohlsein, übermäßigem Schwitzen, Brustkorbschmerz, Schwindelgefühl, Kribbeln oder Ohnmacht führen.
Die Anpassungen sollen bis spätestens zu Beginn des neuen Jahres umgesetzt werden.
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