Team arbeitet „am Anschlag“: Apotheke verkürzt Öffnungszeiten
In vielen Apotheken nimmt der Personalmangel zu, denn neben fehlendem Nachwuchs entscheiden sich auch zahlreiche Kolleg:innen für einen Wechsel in andere Branchen. Dagegen wird der Aufgabenberg für die verbliebenen Angestellten immer größer. Zum Selbstschutz des Teams hat die Central-Apotheke in Gaggenau (Baden-Württemberg) ihre Öffnungszeiten verkürzt – wegen Personalmangel.
In § 23 Apothekenbetriebsordnung heißt es bekanntlich: „Apotheken sind zur ständigen Dienstbereitschaft verpflichtet.“ Ausnahmen gelten
- montags bis samstags zwischen 0 Uhr und 8 Uhr,
- montags bis freitags zwischen 18.30 Uhr und 0 Uhr,
- samstags sowie an Heiligabend und Silvester zwischen 14 Uhr und 0 Uhr und
- sonn- und feiertags.
Soll von diesen Zeiten abgewichen werden, ist eine Erlaubnis bei der zuständigen Behörde, in der Regel der Apothekerkammer, einzuholen, die „für die Dauer der ortsüblichen Schließzeiten, der Mittwochnachmittage, Sonnabende oder der Betriebsferien“ Ausnahmen gewähren kann.
Liegt jedoch ein wichtiger Grund vor und ist die Arzneimittelversorgung durch eine andere in der Gemeinde liegende Apotheke gesichert, sind auch außerhalb der genannten Zeiten Ausnahmen von der verpflichtenden Öffnungszeit möglich. Und genau davon muss die Central-Apotheke in Gaggenau seit einigen Monaten Gebrauch machen. Der Grund: Selbstschutz, wie Inhaber Bernd Nufer betont. Denn es fehlt an Personal, um längere Öffnungszeiten anbieten zu können.
Selbstschutz: Apotheke verkürzt Öffnungszeiten
So musste sich das Team zu Beginn des Jahres von einigen Mitarbeiter:innen trennen, sodass aktuell noch fünf Personen in der Central-Apotheke tätig sind – neben Inhaber Nufer eine weitere Approbierte, eine PTA und zwei PKA. Samstags hat die Apotheke derzeit gar nicht mehr geöffnet, mittwochs und freitags ist ab 13 Uhr geschlossen. Denn selbst mit den verkürzten Öffnungszeiten würde das Team bereits „am Anschlag“ arbeiten und die anfallenden Aufgaben seien kaum zu bewältigen. Die Maßnahme diene daher dem Selbstschutz.
Von der Apothekerkammer Baden-Württemberg bekam er auf seine Anfrage zur Einschränkung der Dienstbereitschaft sofort die Zustimmung. Wie lange diese noch bestehen bleiben müsse, sei aktuell noch nicht abzusehen. Nufer hofft jedoch, im August oder September wieder die alten Öffnungszeiten anbieten zu können. Dafür arbeite er mit Hochdruck daran, weiteres Personal zu finden. Drei Firmen hat er bereits mit der Suche beauftragt.
Übrigens: In der Weinberg Apotheke in Mauer (Baden-Württemberg) zwingt akuter Personalmangel sogar zu „Betriebsferien“.
Apothekenreform: Flexible Öffnungszeiten geplant
Eine stärkere Flexibilisierung der Öffnungszeiten gehört auch zu den Punkten der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Apothekenreform. Genau soll die Dienstbereitschaft der Apotheken um insgesamt 19,5 Stunden verkürzt werden, um zugleich Lohnkosten zu sparen. Im Entwurf heißt es: „Apotheken sind zur Dienstbereitschaft verpflichtet 1. montags bis freitags für die Dauer von jeweils sieben Stunden während der ortsüblichen Geschäftszeiten, 2. sonnabends für die Dauer von vier Stunden während der ortsüblichen Geschäftszeiten sowie 3. während der von der zuständigen Behörde festgelegten Zeiten zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung im Notdienst.“
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