Syphilis und Co.: Trotz Corona-Lockdown mehr Geschlechtskrankheiten?
Abstandsregeln, Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen – die Corona-Regelungen erscheinen für ein reges Liebesleben nicht gerade förderlich. Als Folge dürften damit auch Geschlechtskrankheiten rückläufig sein, oder? Offenbar nicht überall, denn in Mailand wurden im Frühjahr trotz Corona-Lockdown mehr Geschlechtskrankheiten verzeichnet.
Während der Lockdown in Deutschland im Frühjahr vergleichsweise moderat ausfiel, gab es in Ländern wie Spanien und Italien deutlich strengere Einschränkungen, unter anderem eine Ausgangssperre. Angesichts der wenigen Kontaktmöglichkeiten war anzunehmen, dass Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhöe oder Chlamydien in Pandemie-Zeiten stark zurückgehen würden. Nicht so jedoch in Italien. Eine neue Studie an einer Mailänder Klinik zeigt am Beispiel Syphilis, dass dort im März und April sogar mehr sexuell übertragbare Krankheiten (STI) verzeichnet wurden als im Vorjahr. Doch warum gab es dort trotz Corona-Lockdown mehr Geschlechtskrankheiten?
Während des Corona-Lockdowns: Mehr Geschlechtskrankheiten in Mailänder Klinik
Wissenschaftler*innen aus Mailand haben sich in einer kleinen Studie mit der Zahl der Syphilis-Erkrankungen an einer Mailänder Klinik beschäftigt. Dabei fällt auf: Im März und April 2020 gab es dort mehr Fälle als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für den Hauptautoren der Studie, Marco Cusini vom Nationalen Krebsinstitut der IRCCS-Stiftung in Mailand, ein überraschendes Ergebnis. „Bislang wurde angenommen, dass der Lockdown die Möglichkeiten für sexuelle Begegnungen und Geschlechtskrankheiten verringern würde“, betont er.
Dass trotz Corona-Lockdown zum Teil mehr Geschlechtskrankheiten verzeichnet wurden, begründen die Forscher*innen damit, dass sich offenbar nicht alle Mailänder*innen an die Bestimmungen gehalten und ungeschützten Sex mit verschiedenen Partner*innen gehabt hätten. Das gelte vor allem für jüngere Menschen, die das Risiko einer Corona-Infektion offenbar für gering hielten.
Die Studienergebnisse beschränken sich allerdings nur auf eine ausgewählte Klinik in Mailand, sodass sich keine Rückschlüsse auf die gesamte Stadt oder das ganze Land treffen lassen. In anderen Ländern entsprechen die Zahlen der STI dagegen weitgehend der erwarteten rückläufigen Entwicklung. So haben sich in Deutschland laut dem Robert-Koch-Institut im ersten Halbjahr 2020 beispielsweise die Syphilis-Infektionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 3.400 auf 3.200 reduziert – auch wenn in einzelnen Bundesländern ein leichter Anstieg zu verzeichnen war.
Wichtig: Ein Vergleich für weitere sexuell übertragbare Krankheiten wie Gonorrhöe, Chlamydien- und HPV-Infektionen ist hierzulande angesichts fehlender Daten kaum möglich, da diese Erkrankungen nicht meldepflichtig sind.
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