Stückeln: Zuzahlung muss günstigste Variante sein
Muss aufgrund eines Lieferengpasses gestückelt werden, kann sich die Berechnung der Zuzahlung schwierig gestalten. Denn diese muss für Versicherte, der günstigste Betrag sein, der sich aus der Stückelung ergibt. So kann unter Umständen keine Zuzahlung fällig werden.
Mit dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) wurde eine Änderung in § 61 Sozialgesetzbuch (SGB) V beschlossen. Darin heißt es: „Erfolgt in der Apotheke auf Grund einer Nichtverfügbarkeit ein Austausch des verordneten Arzneimittels gegen mehrere Packungen mit geringerer Packungsgröße, ist die Zuzahlung […] nur einmalig auf der Grundlage der Packungsgröße zu leisten, die der verordneten Menge entspricht. Dies gilt entsprechend bei der Abgabe einer Teilmenge aus einer Packung.“
Das gilt auch beim Stückeln mit einer anderen Wirkstärke. Denn DAV und GKV-Spitzenverband sind der Meinung, dass von der Regelung der einmaligen Zuzahlung auch Fälle erfasst sind, bei denen von der Wirkstärke abgewichen wird. Beispielsweise dann, wenn ein Arzneimittel zu 100 mg und 100 Tabletten verordnet ist und mit zwei Packungen zu je 50 mg und 100 Tabletten gestückelt wird.
Mehr noch: GKV-Spitzenverband und DAV sind sich einig, dass sich die Zuzahlung beim Stückeln nach der für die Versicherten günstigsten Variante berechnet – diese könne im Zweifel auch 0 Euro betragen.
Zuzahlung beim Stückeln: 0 Euro
Was die für Versicherte günstigste Variante ist, hat der GKV-Spitzenverband konkretisiert. Demnach kann die Zuzahlung entfallen, wenn sich unter den vorrangig abzugebenden Arzneimitteln – unter Berücksichtigung des Rahmenvertrages – ein zuzahlungsfreies Präparat befindet, und zwar unabhängig davon, ob das verordnete oder tatsächlich abgegebene Arzneimittel zuzahlungspflichtig ist. Kurzum: Könnte theoretisch ein zuzahlungsfreies Arzneimittel abgegeben werden, müssen Versicherte unabhängig vom verordneten und dem nach ALBVVG tatsächlich abgegebenen Arzneimittel keine Zuzahlung leisten.
Ein Beispiel: Verordnet war ein zuzahlungspflichtiges Arzneimittel. Für die Packung zu zehn Tabletten werden 5 Euro fällig. Doch weder Rabattarzneimittel noch andere Packungen gemäß ALBVVG zu zehn Stück sind lieferbar. Darum wird mit zwei Packungen zu je fünf Tabletten gestückelt, für die ebenfalls eine Zuzahlung geleistet werden müsste. Weil aber unter den Packungen zu zehn Stück ein zuzahlungsfreies Rabattarzneimittel zu finden ist, das nicht lieferbar ist, müssen Versicherte keine Zuzahlung zahlen.
Diese Punkte sind beim Stückeln zu beachten:
- abzugebende PZN aus der verordneten PZN ermitteln
- sind keine Arzneimittel in der verordneten Packungsgröße lieferbar, muss das Sonderkennzeichen Nichtverfügbarkeit mit dem zugehörigen Faktor dokumentiert werden
- die Software „merkt“ sich die Zuzahlung der abzugebenden PZN
- es wird entsprechend gestückelt und mehrere kleinere Packungen abgegeben, dabei wird die Zuzahlung der Kleinpackungen nicht aufgedruckt beziehungsweise im Abgabedatensatz gespeichert, sondern die Zuzahlung der nicht verfügbaren PZN übernommen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
KV warnt vor Rezeptklau
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen warnt aktuell vor Rezeptklau und -fälschungen zur illegalen Beschaffung von Arzneimitteln. Ärzt:innen sollen Rezeptdiebstählen vorbeugen. …
Abnehmspritze: Liraglutid ist generisch
Noch in diesem Jahr launcht Zentiva mit Nevolat das erste Liraglutid-Generikum für die Adipositas-Therapie. Damit macht der Generikahersteller die Behandlung …
Ginoring kommt in neuer Hormonstärke
Ginoring (Exeltis) ist seit Oktober mit geringerer Hormonkonzentration im Handel. Kontrazeptive Sicherheit und Wirkstofffreisetzung bleiben unverändert. Der neue Ginoring enthält 8,25 …