Wie tödlich ist das Coronavirus? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage fehlt bisher. Nun gehen ihr Wissenschaftler:innen nochmals auf den Grund und prüfen, ob Covid-19-Patient:innen wirklich an oder eher mit Corona sterben.
Das Coronavirus fordert nach wie vor täglich mehrere Hundert Todesopfer – allein in Deutschland sind es seit Beginn der Pandemie mehr als 65.000 Menschen. Dabei kommt immer wieder die Frage nach der Haupttodesursache auf, also ob die Betroffenen wirklich an oder eher mit Corona gestorben sind. Eine neue Studie klärt dazu auf und liefert neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Therapie von Infizierten.
Suche nach der Todesursache: An oder mit Corona?
Sterben Menschen wirklich an oder doch mit Corona? Diese Frage wollen Expert:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im Auftrag der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration beantworten. Dafür wurden am Institut für Rechtsmedizin seit März 2020 insgesamt 753 Obduktionen von verstorbenen Covid-19-Patient:innen vorgenommen. Etwa zwei Drittel der Todesfälle fiel in die zweite Pandemiewelle seit Oktober. Die Toten wurden sowohl obduziert als auch per Computertomographie und Ultraschall untersucht. Zudem wurden PCR-Tests durchgeführt, deren Ergebnisse mit den Angaben aus den ärztlichen Befunden und den Eintragungen in der Todesbescheinigung abgeglichen wurden, sodass auch zuvor unentdeckte Infektionen erkannt wurden.
Im Schnitt waren die Toten 83 Jahre alt und hatten oftmals schwere Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, chronische Nierenschwäche, Lungenschädigungen, bösartige Tumorerkrankungen, Diabetes oder starkes Übergewicht. Viele Betroffene hatten den Studienautor:innen zufolge sogar mehrere Vorerkrankungen. Dennoch zeigte sich, dass in mehr als acht von zehn Fällen (82 Prozent) die Covid-19-Erkrankung hauptverantwortlich für den Tod der Patient:innen war. Lediglich bei sieben Prozent war die SARS-CoV-2-Infektion eindeutig nicht tödlich. Somit lässt sich aus den Ergebnissen schlussfolgern, dass die meisten Menschen an statt mit Corona sterben.
Blutverdünner erhöhen Überlebenschance
Doch neben einer Antwort auf die Frage, ob Menschen an oder mit Corona sterben, liefern die Rechtsmediziner:innen auch neue Erkenntnisse für die Behandlung von Covid-19-Patient:innen. So konnte anhand früherer Obduktionen bereits im Mai gezeigt werden, dass das Virus bei vielen Betroffenen Thrombosen oder Lungenembolien verursacht. Um dies zu verhindern, wurde für die Corona-Therapie die Gabe von Blutverdünnungsmitteln nach individueller Risikoeinschätzung empfohlen – mit Erfolg.
Obwohl in den späteren Obduktionen weiterhin Blutgerinnsel festgestellt werden konnten, „zeigten sich aber längere Überlebenszeiten seit der erfolgten Therapieumstellung. Das ist ein wichtiger Erfolg der gemeinsamen Forschung und unterstreicht die Bedeutung der Rechtsmedizin für die Lebenden. Jetzt bedarf es Studien, die unsere Ergebnisse mit den Daten von überlebenden Intensivpatientinnen und -patienten vergleichen“, erklärt Professor Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE, in einer Pressemitteilung.
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