Die kalte Jahreszeit hat begonnen und die Zahl der Atemwegserkrankungen ist hierzulande auf hohem Niveau. Zu den Auslösern gehören neben Corona-, Adeno- und Rhinoviren mitunter auch Bakterien, beispielsweise Streptokokken, die zu einer Pharyngitis führen können. Bei der Behandlung einer entsprechenden Streptokokken-Infektion zeigt Placebo eine ähnliche Wirksamkeit wie Amoxicillin.
Eine Streptokokken-Pharyngitis gehört laut dem Robert-Koch-Institut zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter. Infektionen sind in jeder Altersgruppe möglich, am stärksten betroffen sind jedoch Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Pro Jahr kommt es hierzulande schätzungsweise zu bis zu 1,5 Millionen Erkrankungen, die oftmals durch Sinusitis, Otitis media oder Pneumonie begleitet werden. Auslöser ist Streptococcus pyogenes, auch als Gruppe-A-Streptokokken oder A-Streptokokken bezeichnet. Dabei handelt es sich um grampositive, kugelförmige Kokken, die zu den typischen Bakterien des Schleimhautmikrobioms gehören.
Die Übertragung erfolgt meist durch direkten Kontakt zu Erkrankten, die Inkubationszeit beträgt zwischen einem und drei Tagen. Zur Therapie einer Streptokokken-Pharyngitis kommen Antibiotika wie Penicillin V oder Amoxicillin zum Einsatz, unter anderem um die Symptomdauer zu verkürzen und Komplikationen zu vermeiden. Forschende aus der Schweiz haben untersucht, ob sich die Behandlung einer Streptokokken-Infektion durch ein Placebo anstelle von Antibiotika ersetzen lässt.
Streptokokken-Infektion: Kaum Unterschiede zwischen Placebo und Antibiotikum
Dafür wurden Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren mit akuten Symptomen und einem positiven Schnelltest auf eine Streptokokken-Pharyngitis entweder sechs Tage lang mit einem Placebo oder Amoxicillin in unterschiedlicher Dosierung je nach Körpergewicht behandelt. Als primärer Endpunkt dienten Unterschiede in der Symptomdauer, genau das Anhalten von Fieber, wobei als Grenzwert eine Differenz von zwölf Stunden festgelegt wurde. Als sekundäre Endpunkte dienten unter anderem die Schmerzintensität und das Auftreten von Komplikationen. Die Eltern der kleinen Patient:innen sollten während des Behandlungszeitraums zweimal täglich Fieber messen und die weiteren Symptome in einem Tagebuch notieren.
Dabei zeigte sich: Die Anwendung eines Placebos zeigte bei der vorliegenden Streptokokken-Infektion eine ähnliche Wirkung wie Amoxicillin. Genau unterschied sich die Fieberdauer im Schnitt lediglich um zwei Stunden. Auch in puncto Schmerzempfinden gab es in der ersten Woche nach Studienbeginn keinen klinisch relevanten Unterschied zwischen den Gruppen. Gleiches gilt für das Zurückgreifen auf weitere Arzneimittel wie nicht-steroidale Antirheumatika zur Schmerzlinderung. Demnach erweis sich die Behandlung mit einem Placebo als nicht unterlegen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Antibiotika nur einen begrenzten Einfluss auf die Dauer des Fiebers und die Schmerzintensität bei Kindern mit Streptokokken-Pharyngitis haben“, fassen die Forschenden zusammen und empfehlen einen zurückhaltenderen Umgang mit der Verschreibung von Antibiotika. Allerdings brauche es ihnen zufolge noch weitere, größere Studien, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Übrigens: A-Streptokokken können auch Scharlach verursachen.
Mehr aus dieser Kategorie
Tödliches Quartett
Millionen Menschen sind hierzulande vom tödlichen Quartett betroffen – oftmals jedoch unbemerkt. Doch was steckt dahinter? Zeit, dein Wissen über …
Veoza gegen Wechseljahresbeschwerden: EMA warnt vor Leberschäden
Weil unter dem Arzneimittel Veoza (Fezolinetant, Astellas) das Risiko für Leberschäden steigen kann, hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) über Maßnahmen …
Risiko Hormonersatztherapie: Auf den Wirkstoff kommt es an
Leiden Frauen unter starken Wechseljahresbeschwerden, kommen verschiedene Behandlungsoptionen in Betracht. Eine davon ist die Hormonersatztherapie. Dabei stellt sich die Frage …