Bei Brustkrebs (Mammakarzinom) handelt es sich mit 70.000 neuen Fällen pro Jahr um die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Männer erkranken deutlich seltener an Brustkrebs – etwa 700 Fälle pro Jahr. Eine Studie zeigt nun, dass Statine einen Einfluss auf das Sterblichkeitsrisiko bei Brustkrebs haben.
Bisherige Studien zum Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und einem möglicherweise dadurch verringerten Sterblichkeitsrisiko von an Brustkrebs erkrankten Frauen zeigten bereits ein positives Bild. Aber durch die heterogenen Studienergebnisse und die Vernachlässigung der Betrachtung der veränderten Cholesterinwerte konnte kein konkretes Fazit gezogen werden.
Studie aus Finnland zeigt genauere Ergebnisse
Die finnische Kohortenstudie mit etwa 13.000 Patientinnen betrachtete sowohl die Assoziation zwischen der Sterblichkeit der Patientinnen mit Brustkrebs und der Einnahme von Statinen als auch die Cholesterinwerte vor und während der Krebserkrankung. In die Studie aufgenommen wurden Patientinnen, die im Zeitraum von 1995 bis 2013 erstmals an Brustkrebs erkrankten. Wichtig war zudem, dass die Cholesterinwerte im Zeitraum vor und nach der Diagnose bekannt waren. Wenn die Patientinnen bereits vor der Krebsdiagnose Statine einnahmen, wurde dies ebenfalls berücksichtigt. Das Alter der betrachteten Gruppe betrug im Durchschnitt 62 Jahre.
Die Studie zeigt, dass bei Frauen mit einem nicht metastasierenden, also einem lokal begrenzten, Mammakarzinom, die Einnahme von Statinen bei erhöhten Cholesterinwerten nach der Krebsdiagnose das Sterblichkeitsrisiko um 15 bis 20 Prozent senken konnte. Wenn bei Beginn der Einnahme eines Statins auch die Cholesterinwerte sinken, konnte – im Gegensatz zu Frauen ohne Einnahme eines Statins – das Sterblichkeitsrisiko sogar um knapp 50 Prozent gesenkt werden (Sterblichkeit ohne Statin: 7,6 Prozent, Sterblichkeit mit Statin und sinkenden Cholesterinwerten: 3,1 Prozent). Hierbei liegt allerdings eine Abhängigkeit von der Entwicklung der Cholesterinwerte und dem Sterblichkeitsrisiko vor. Je stärker also die Cholesterinwerte sinken, desto geringer die Mortalität.
Einfluss auf den Zusammenhang der Brustkrebssterblichkeit und der Einnahme eines Statins hatte laut Studie auch der Tumortyp. So konnte die geringste Mortalität bei Estrogen-Rezeptor-positiven und lokalisierten Tumoren nachgewiesen werden. Patientinnen mit metastasierenden Tumoren (Bildung von Ablegern des Tumors) wiesen trotz der Einnahme eines Statins eine erhöhte Sterblichkeit auf. Auch wenn bereits vor der Brustkrebs-Diagnose ein Statin eingenommen wurde, erhöhte sich das Sterblichkeitsrisiko der Patientinnen.
Statine und Sterblichkeitsrisiko bei Brustkrebs: Lebensstil unberücksichtigt
Außen vor gelassen wurden bei der Betrachtung der Patientinnen und der Studienauswertung die Faktoren des Lebensstils. Hierzu zählt unter anderem, ob die Patientinnen Raucherinnen waren, wie körperlich aktiv sie waren und welches Körpergewicht zu verzeichnen war. Auch Daten über eine eventuell durchgeführte Hormontherapie liegen für die Studie nicht vor.
Östrogene werden vom Cholesterin aufbauend biosynthetisiert. Zudem stimulieren Cholesterinmetabolite den Östrogenrezeptor und regen somit die Vermehrung und das Wachstum von Tumorzellen an. Wissenschaftler:innen vermuten nun, dass aufgrund der gesunkenen Cholesterinwerte die Mortalität von an Brustkrebs erkrankten Patientinnen sinkt.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Hochdosiertes Vitamin D bei MS?
Colecalciferol – Vitamin D3 – ist unverzichtbar für den menschlichen Körper. Denn dem Sonnenvitamin werden zahlreiche positive Eigenschaften zugesprochen. Welche …
Synthetisches Gestagen kann Tumorrisiko erhöhen
Neben der Anwendung als Verhütungsmittel kommt Medroxyprogesteronacetat (MPA) auch in der Krebsbehandlung zum Einsatz. Doch nun wird in einem Rote-Hand-Brief …
Sprühkopf defekt: Rückruf bei Aarane N
Im August und September gab es bereits Rückrufe bei Aarane N aufgrund eines womöglich defekten Sprühkopfes. Jetzt sind weitere Chargen …