Rund acht Millionen Menschen leiden hierzulande an Osteoporose. Jedes Jahr kommen Hunderttausende dazu, teilweise ohne es zu wissen. Neben dem Alter spielen weitere Risikofaktoren eine Rolle. Einer davon ist eine Statintherapie. „Je höher die Dosierung von Statinen, desto größer das Osteoporoserisiko“, lautet das Ergebnis einer neuen Studie.
2021 wurden pro 1.000 GKV-Versicherte pro Tag 118,2 definierte Tagesdosen (DDD) Lipidsenker verordnet, den Großteil davon bildeten Statine, wie aus Zahlen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts hervorgeht. Sie gehören zu den Mitteln der Wahl bei der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse sowie zur Behandlung einer Hypercholesterinämie begleitend zu einer Diät, wenn eine Nahrungsumstellung allein nicht erfolgreich war.
Die Wirkung beruht auf einer Hemmung der HMG-CoA-Reduktase. Das Enzym ist wichtig für die Cholesterinneusynthese. Statine wie Simvastatin, Lovastatin, Fluvastatin Atorvastatin und Rosuvastatin unterdrücken diese, wodurch es zu einer verstärkten Aufnahme aus dem Blutplasma kommt. Der Low-densitity Lipoprotein (LDL)-Cholesterinspiegel im Blut sinkt.
Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Beschwerden rund um die Muskeln, beispielsweise Myalgien, Myopathien und Rhabdomyolyse. Das Risiko ist dosisabhängig. Und das gilt auch für den Zusammenhang zwischen einer Statintherapie und Osteoporose. Wie Forschende nun bestätigt haben, steigt demnach das Osteoporoserisiko mit der Höhe der Dosierung der Statine.
Hochdosierte Statine steigern Osteoporoserisiko
Seit Jahren wird über den Einfluss von Statinen auf das Knochenvolumen diskutiert. Anhand einer großen Datenanalyse konnten Forschende der MedUni Wien 2019 zeigen, dass eine hohe Dosierung offenbar auch das Risiko von Knochenschwund erhöhen kann. Die Ergebnisse wurden nun im Mausmodell bestätigt. „Damit konnte erstmalig der Zusammenhang zwischen einer hohen Dosis von Statinen und Osteoporose im Tiermodell nachgewiesen werden“, betonen die Studienautor:innen.
Mithilfe von 3D-Bildern zeigte sich, dass Mäuse, die Statine in hoher Dosis – genau 50 mg/kg Simvastatin pro Tag über 5,5 Monate – verabreicht bekamen, ein niedrigeres Knochenvolumen aufwiesen als andere Tiere aus der Kontrollgruppe. Anschließend wurden die Ergebnisse in einer weiteren Big-Data-Analyse mit vergleichbaren Patientendaten überprüft und bestätigt. „Wir haben möglicherweise eine schwerwiegende Nebenwirkung eines zunehmend verschriebenen Behandlungsschemas für Patienten mit Hyperlipidämie entdeckt“, erklären die Studienautor:innen. Demnach erhielten Patient:innen unter einer hochdosierten Statintherapie vier- bis sechsmal häufiger die Diagnose Osteoporose. „Je höher die Dosierung von Statinen, desto größer das Osteoporoserisiko“, lautet daher das Fazit der Wissenschaftler:innen.
Die Forschenden appellieren, vor allem bei Risikopatient:innen wie älteren Menschen oder Frauen in der Menopause, die mit Statinen behandelt werden, den Knochenstoffwechsel genau zu überwachen und außerdem den Calcium- sowie Vitamin D-Spiegel zu kontrollieren. Inwieweit auf andere Medikamente zur Cholesterinsenkung, beispielsweise PCSK9-Hemmer wie Inclisiran, umgestellt werden kann, ohne das Osteoporoserisiko zu erhöhen, müsse noch geprüft werden.
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