Hormonelle Verhütungsmethoden sind seit einiger Zeit umstritten. Der Grund: mögliche Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen und Co. Zudem steht beispielsweise die Pille – genau kombinierte orale Kontrazeptiva – unter Verdacht, das Thromboserisiko zu erhöhen. Doch auch Spritze, Ring und Pflaster sind mit Risiken verbunden. Denn generell kann eine hormonelle Verhütung die Entstehung von Brustkrebs fördern.
In einer Metaanalyse haben Forschende aus Deutschland Daten aus 22 Studien, die zwischen 2015 und 2022 durchgeführt wurden, zur Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln bei Frauen im gebärfähigen Alter ausgewertet. Dabei ging es längst nicht nur um ein mögliches Risiko durch die Pille, sondern auch durch andere Kontrazeptiva wie Spritzen, Vaginalringe, transdermale Pflaster und Co.
Der Grund: „Moderne niedrig dosierte hormonelle Verhütungsmethoden, die in verschiedenen Hormonkombinationen und Verabreichungsformen (oral, injizierbar, transdermal, subdermal, intrauterin und intravaginal) verfügbar sind, haben sich bei der Schwangerschaftsverhinderung bei gesunden, jungen und prämenopausalen Menschen als wirksam erwiesen. Allerdings ist das gemeldete Risiko der Brustkrebsentwicklung immer noch einer der häufigsten Gründe für die Nichtakzeptanz der Verwendung von hormonellen Verhütungsmethoden, auch wenn davon ausgegangen wird, dass die langfristigen Vorteile vielfältig und größer sind als das potenzielle Risiko.“ Die Forschenden wollten daher herausfinden, ob – und wenn ja – wie stark das Brustkrebsrisiko durch eine hormonelle Verhütung steigt.
Häufiger Brustkrebs unter hormoneller Verhütung
Das Ergebnis: Es zeigte sich ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs bei allen hormonellen Verhütungsmitteln. Genau war dieses im Schnitt um 33 Prozent höher als bei Nicht-Anwenderinnen. Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass sich zwischen den Ergebnissen der herangezogenen Studien eine hohe Heterogenität bemerkbar machte. Obwohl die Studie auf ein signifikant erhöhtes Gesamtrisiko für Brustkrebs bei der Nutzung hormoneller Verhütung schließen lasse, müssten daher die Unterschiede im Studiendesign sowie Nutzung unterschiedlicher Variablen bei der Interpretation berücksichtigt werden.
Die Ergebnisse der Studie sollten folglich nicht der alleinige Anlass dafür sein, eine bestehende Verhütungsmethode zu wechseln, wenn diese bisher ohne Nebenwirkungen blieb. Stattdessen sollte eine entsprechend sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse durchgeführt und Patientinnen entsprechend auf mögliche Risiken hin überwacht werden. Neuanwenderinnen sollten neben den Vorteilen hormoneller Verhütung auch über ihr möglicherweise erhöhtes Brustkrebsrisiko dadurch aufgeklärt werden.
In weitere Untersuchungen sollte zudem geprüft werden, welche Rolle die Dosierung und die jeweiligen Wirkstoffe in den Verhütungsmitteln für das Brustkrebsrisiko spielen.
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