Cineol wird seit Langem als Schleimlöser bei Erkältungen eingesetzt. Klosterfrau hält für den Wirkstoff nun auch eine Zulassung für die Zusatzbehandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Soledum addicur soll Exazerbationen reduzieren und die Lebensqualität bewahren.
In Deutschland leben etwa sieben Millionen COPD-Patienten. Der Großteil sind ehemalige Raucher. Die Erkrankung ist nicht heilbar und laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit die dritthäufigste Todesursache. Bei der Behandlung spielt die Verringerung der Exazerbationen – der akuten Verschlechterungen – eine entscheidende Rolle, denn diese können das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigen. Denn in Folge einer Exazerbation kann es zu Entzündungen und somit zu einer Schädigung des Lungengewebes kommen.
Cineol in COPD-Leitlinie empfohlen
Der Einsatz von Mukopharmaka kann hier einen Therapieerfolg erzielen. In die Leitlinienempfehlung hat es auch Cineol geschafft. Der Hauptbestandteil des Eukalyptusöls besitzt entzündungshemmende und schleimlösende Eigenschaften. „Für Cineol konnte eine signifikante Reduktion von Exazerbationen bei COPD-Patienten mit häufigen Exazerbationen beim Einsatz in den Wintermonaten festgestellt werden“, heißt es in der S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von COPD-Patienten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin unter Beteiligung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. Von Bedeutung ist außerdem hochdosiertes N-Acetylcystein (NAC) aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften.
Exazerbationen vor allem im Winter
Exazerbationen können schleichend oder plötzlich auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Etwa 80 Prozent der Verschlechterungen treten in der nasskalten Jahreszeit auf, wenn Atemwegsinfekte ohnehin Hochkonjunktur haben. Eine konsequente Zusatztherapie mit Cineol kann die Anzahl, Schwere und Dauer von Exazerbationen signifikant reduzieren. Dies belegen Studienergebnisse zu 1,8 Cineol im Vergleich zu Placebo.
Das sagen die Studienergebnisse
242 COPD-Patienten wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten (im Winter) dreimal täglich mit je 200 mg Cineol als Begleittherapie oder Placebo behandelt. Primäre Studienergebnisse waren Häufigkeit, Dauer und Schwere der Exazerbationen. Als sekundäre Ergebnisse wurden eine Veränderung der Lungenfunktion, der Atemwegsbeschwerden und der Lebensqualität festgelegt. Das Ergebnis zeigt in der Verumgruppe eine Reduktion der Anzahl der Exazerbationen um 56 Prozent, eine Verkürzung der Dauer um 30 Prozent und einer Reduktion der Schwere um 43 Prozent in den Wintermonaten.
Außerdem belegt eine weitere Studie – Ex-vivo-Kulturen Nasenepithel – in Bezug auf die Schleimhypersekretion eine Abnahme der mit Schleim-gefüllten Becherzellen. Cineol reduziert die Schleimproduktion und kann eine Normalisierung zähen Schleims erreichen.
200 mg Cineol
Soledum addicur enthält 200 mg Cineol und kommt als magensaftresistente Weichkapsel auf den Markt. Zum 1. November ist das Produkt gelistet. Indiziert ist das Arzneimittel zur Zusatzbehandlung bei chronisch entzündlichen Erkrankungen der Atemwege wie COPD und Asthma. Das Einsatzgebiet ist auch auf der Umverpackung zu lesen. Das Design reiht sich in das bestehende Soledum-Portfolio ein. Nur farblich gibt es einen Unterschied. Addicur ist in weinroter Schrift zu lesen, außerdem sind die abgebildeten Atemwege in der gleichen Farbe zu sehen. Kurzum, was bei Soledum forte blau ist, ist bei addicur weinrot.
Klosterfrau hat inzwischen Informationsmaterial an die Apotheken verteilt. Darin wirbt das Unternehmen wie folgt: „Pflanzliche Arzneimittel werden von vielen Krankenkassen erstattet. Es lohnt sich, für Ihre Patienten nachzufragen.“ Dabei handelt es sich bei Soledum addicur streng genommen gar nicht um ein Phyto, sondern um ein chemisches Arzneimittel. Dieses enthält reines Cineol als Inhaltsstoff und zählt somit nicht zu den Phytopharmaka. Denn Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs sind laut Definition Vielstoffgemische.
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