Sildenafil als „Knochenbooster“?
Sildenafil gehört zu den Mitteln der Wahl zur Behandlung einer erektilen Dysfunktion (ED). Dafür bedarf es einer ärztlichen Verschreibung, denn ein angedachter OTC-Switch ist bereits in mehreren Anläufen gescheitert. Der Wirkstoff soll unter anderem die Erektionsfähigkeit steigern. Doch damit nicht genug. Denn Sildenafil kann zudem als „Knochenbooster“ dienen.
Mehrere Millionen Männer leiden hierzulande an ED – die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher ausfallen. Stichwort Scham. Behandelt wird oftmals mit Sildenafil (unter anderem Viagra, Pfizer). Der PDE-5-Inhibitor hemmt selektiv und reversibel PDE-5, wodurch der Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP) verhindert wird. Kommt es zur sexuellen Stimulation, wird lokal Stickstoffoxid ausgeschüttet. Durch die PDE-5-Hemmung steigt der Spiegel an cGMP im Corpus Cavernosum. Die glatte Muskulatur entspannt sich. Durch den Bluteinstrom kommt es schließlich zur Erektion.
In der Wirkstärke zu 20 mg findet Sildenafil außerdem bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse II und III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Erwachsenen Anwendung. Der Wirkstoff sorgt für eine selektive Vasodilatation im pulmonalen Gefäßsystem.
Und auch bei Patient:innen mit Osteoprorose könnte der PDE-5-Hemmer eine zukünftige Behandlungsoption darstellen. Denn Sildenafil kann als „Knochenbooster“ dienen und unter anderem dazu beitragen, Knochenschwund aufzuhalten.
Gegen Knochenschwund und Co.: Sildenafil als „Knochenbooster“
Ein Forscherteam der Peking-Universität (China) hat in einer präklinischen Studie an menschlichen Stammzellen sowie im Tierversuch den Effekt von Sildenafil auf die Knochengesundheit untersucht. Das Ergebnis: Der PDE-5-Inhibitor zeigte nicht nur den bekannten durchblutungsfördernden Effekt, sondern kurbelte zudem die Produktion knochenbildender Zellen an.
Genau konnte der Wirkstoff offenbar die Funktion der Mitochondrien und die Fettverbrennung in den Zellen verbessern sowie die Umwandlung menschlicher Stammzellen in Osteoblasten unterstützen. Diese tragen zur Regeneration des menschlichen Skeletts bei. Und auch Knochenschwund konnte unter der Behandlung verlangsamt werden. „Sildenafil könnte bei der Behandlung von Osteoporose hilfreich sein. Unsere Ergebnisse bieten neue Einblicke in die physiologischen Wirkungen des Medikaments“, heißt es in der Studie.
Weil Sildenafil als Wirkstoff bereits in zwei Indikationen zugelassen ist, könnte dieser durch eine Indikationserweiterung im Vergleich zu anderen neuen Wirkstoffen schnell als Behandlungsoption bei Osteoprorose verfügbar gemacht werden. Zuvor braucht es den Forschenden zufolge jedoch noch weitere Untersuchungen, um den Effekt von Sildenafil als „Knochenbooster“ zu bestätigen und die optimale Dosierung sowie die Sicherheit zu belegen.
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