Gefälschte QR-Codes, statt gefälschte gelbe Impfpässe: In den Apotheken versuchen vermehrt Personen, unberechtigt – auf Vorlage einer Impfpassfälschung – ein digitales Impfzertifikat zu erlangen. Doch wie das ARD-Politmagazin report München berichtet, sind Fälscher:innen schon einen Schritt weiter: Der Handel mit gefälschten digitalen Zertifikaten nimmt EU-weit zu und die deutschen Prüf-Apps erkennen die Manipulationen mitunter nicht.
Die verschärften Corona-Maßnahmen wie die vielerorts herrschende 2G- oder 2G plus-Regel schränken das öffentliche Leben ein. Das ruft Kriminelle auf den Plan. Und so boomt der Handel mit gefälschten Impfpässen und nun auch mit gefälschten QR-Codes. Denn Fälschungen der Impfpässe werden immer häufiger erkannt. Manipulierte QR-Codes werden im Darknet mit 450 bis 500 Euro teurer gehandelt als die Impfpässe – schließlich ist der Aufwand höher und Käufer:innen sparen sich den Gang in die Apotheke.
Nach Recherchen des ARD-Politmagazins report München werden in in- und ausländischen Internet-Foren gefälschte QR-Codes für Impfnachweise schwunghaft gehandelt. Die Manipulationen werden von den hierzulande eingesetzten Prüf-Apps (Corona-Warn-App, CovPass Check-App) nicht zuverlässig als Fälschung erkannt und auch die europäischen Apps müssen passen.
Wie kommen die Betrüger:innen an die Codes? Wie die Recherchen zeigen, verschaffen sich Betrüger:innen über Kompliz:innen in Apotheken einen Zugang zum System und stellen QR-Codes auf Bestellung aus. So geschehen in einer Münchener Apotheke. Zwar wurden die erstellten digitalen Impfnachweise der Apotheke gesperrt, doch die Betrüger:innen sind bereits einen Schritt weiter und wissen um die Sperrungen und, dass diese nur national erfolgen und kein internationaler Austausch stattfindet.
Und so hat es report München geschafft, mit den Anbieter:innen gefälschter digitaler Impfnachweise in einem Online-Forum in Kontakt zu treten. Die Empfehlung der Betrüger:innen lautet: auf digitale Impfnachweise aus dem EU-Ausland ausweichen. Die Zertifikate seien zwar teurer, aber sicherer und so konnte eine Stichprobe aus Frankreich, ausgestellt auf einen Phantasienamen weder von der Corona-Warn-App noch von der CovPassCheck-App als Fälschung erkannt werden.
„Selbst wenn Behörden die zu Unrecht erstellten QR-Codes entdecken, erfolgt eine Sperrung über schwarze Listen schleppend, denn EU-weit findet ein Abgleich dieser Länder-Blacklists kaum statt“, so das ARD-Politmagazin report München.
Die Reporter:innen haben beim Bundesgesundheitsministerium nachgefragt und auf die Sicherheitslücke hingewiesen. „Eine europäisch interoperable Lösung zur Sperrung einzelner Impfzertifikate wird aktuell erstellt“, so die Antwort.
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