Shingrix als Sprechstundenbedarf
Der Gürtelroseimpfstoff Shingrix ist nur schwer zu bekommen. GlaxoSmithKline teilte im August mit, den Bedarf auch in absehbarer Zukunft nicht decken zu können. Dennoch wird der Totimpfstoff Shingrix immer wieder im Rahmen des Sprechstundenbedarfs verordnet.
Seit dem 1. Mai 2019 ist Shingrix als Standardimpfung gegen Gürtelrose für Personen 60+ und als Indikationsimpfung im Alter 50+ für Patienten mit gesundheitlicher Gefährdung für eine Herpes Zoster-Erkrankung zulasten der Kassen verordnungsfähig. Das Impfschema sieht zwei Anwendungen im Abstand von zwei bis sechs Monaten vor. Ärzte sollen Shingrix im Rahmen des Sprechstundenbedarfs (SSB) verordnen.
Shingrix ist zur Vorbeugung von Herpes Zoster und postherpetischer Neuralgie bei Erwachsenen ab dem 50. Geburtstag zugelassen. Zur Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen zu je 0,5 ml nötig. Der Totimpfstoff ist bei Patienten ab einem Alter von 60 Jahren sowie für Personen mit einem erhöhten Gefährdungsrisiko ab einem Alter von 50 Jahren Pflichtleistung der Kassen. Zur Risikogruppe, die bereits ab einem Alter von 50 Jahren zulasten der Kasse immunisiert werden kann, gehören Personen mit einer Grunderkrankung, die eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung darstellt.
Shingrix als Sprechstundenbedarf: Einzel- oder Zehnerpackung?
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hatte im Juli die Ärzte über die wirtschaftliche Verordnung informiert. „Der Impfstoff wird über den Sprechstundenbedarf bestellt“, so die KVNO an die Mediziner, mit dem Hinweis auf die eingeschränkte Verfügbarkeit. „Der Hersteller teilte mit, dass es Lieferschwierigkeiten gibt.“
Mediziner sollten aus wirtschaftlichen Gründen grundsätzlich Packungen zu zehn Impfdosen verordnen. „Immer dann, wenn Praxen sicher sind, keine 10er Packung verimpfen zu können oder keine 10er Packung an Impfstoff verfügbar ist, kann auch die Einzeldosis über ein SSB-Rezept bezogen werden“, so die KVNO. Würden einzelne Dosen benötigt, um Impfserien zu vervollständigen, sollen Praxen eine Zehner- oder Einzelpackung bestellen – aber nicht einzelne Dosen verordnen, so die KVNO. „Denn in diesen Fällen müssten die Apotheken derzeit auseinzeln und höhere Kosten berechnen. Der Impfstoff ist drei Jahre haltbar und kann für weitere Patienten verwendet werden. Eine Auseinzelung von Impfstoffen aus der 10er Packung ist unwirtschaftlich – darauf weisen die Krankenkassen in Nordrhein hin.“
Vor Kurzem hatte sich der Apothekerverband Brandenburg an die Apotheken gewandt. Shingrix solle nur über den Sprechstundenbedarf auf Muster-16-Formularen zulasten der AOK-Nordost beliefert werden. „Aufgrund der Lieferengpässe, deren Dauer nicht abzusehen ist, möchten wir darauf hinweisen, dass die Menge Impfstoff pro SSB-Rezept nicht definiert ist.“ Auch wenn Ärzte möglichst wirtschaftlich verordnen sollen, könne zur Sicherstellung der Impfung bei anhaltenden Lieferengpässen auch eine Einzeldosis abgegeben werden.
Shingrix: So ist die Liefersituation
„Die Nachfrage nach Shingrix bleibt unverändert hoch“, teilt GlaxoSmithKline mit. Das Unternehmen konnte zusätzliche Ware für den deutschen Markt zur Verfügung stellen, um die hohe Nachfrage besser zu bedienen. Shingrix werde monatlich in regelmäßigen Intervallen, jedoch weiterhin in begrenzten Mengen, zur Verfügung gestellt. Damit bestehe eine gewisse Regelmäßigkeit und Planbarkeit. „Dennoch bleibt die Nachfrage in den kommenden Monaten auch weiterhin größer als das Angebot“, so eine Sprecherin.
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