Semaglutid zur Linderung von Essstörungen und Co.?
Über die Vor- und Nachteile von Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1)-Rezeptor-Agonisten wird immer wieder diskutiert. So ist beispielsweise ein Absetzen ohne Jo-Jo-Effekt nur schwer möglich. Auf der anderen Seite könnten Semaglutid und Co. bei Esstsörungen und anderen psychischen Beschwerden für Linderung sorgen.
Während der Hype um die sogenannten „Abnehmspritzen“ – Arzneimittel mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid und Liraglutid – nicht abreißt, werden ständig weitere positive Effekte der Wirkstoffe, aber auch mögliche neue Nebenwirkungen untersucht. So auch die Frage, welchen Einfluss diese auf psychische Erkrankungen haben können. Wie eine Metaanalyse nun zeigt, können Semaglutid und Co. bei Essstörungen sowie weiteren mentalen Erkrankungen für Besserung sorgen.
GLP-1-Analoga wirken selektiv als GLP-1-Rezeptor-Agonisten – binden die Wirkstoffe an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Dadurch wird einerseits der Blutzuckerspiegel glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt. Andererseits kommt es zu einer Appetitreduktion und damit einer geringeren Energieaufnahme. Je nach Wirkstoff sind entsprechende Arzneimittel zur Behandlung von Diabetes oder zum Gewichtsmanagement angezeigt.
Semaglutid und Co. lindern Essstörungen und weitere psychische Beschwerden
Der Reihe nach. Ein Forscherteam von verschiedenen Instituten im Vereinigten Königreich hat im Rahmen einer Metaanalyse von 80 placebokontrollierten, doppelblinden Studien die Daten von mehr als 107.000 Patient:innen berücksichtigt und dabei festgestellt: Die Behandlung mit GLP-1-Rezeptoragonisten war im Vergleich zu Placebo nicht mit einem erhöhten Risiko für psychiatrische Nebenwirkungen oder einer Verschlechterung depressiver Symptome verbunden. Im Gegenteil: Sowohl die körperliche als auch die mentale Lebensqualität erhöhten sich, und zwar sowohl in der Anwendung bei Diabetes als auch bei Adipositas. Doch damit nicht genug. Litten Patient:innen unter Essstörungen, wurden diese unter Semaglutid und Co. verringert.
„Die Behandlung mit GLP1-RA ist aus psychiatrischer Sicht sicher und kann mit einer Verbesserung des psychischen Wohlbefindens einhergehen“, heißt es im Fazit zur Studie. Dies sollte bei der Wahl der Behandlungsmöglichkeiten für Adipositas und Diabetes entsprechend berücksichtigt werden, denn zwischen diesen Erkrankungen und einer eingeschränkten psychischen Gesundheit und Lebensqualität bestehe ein enger Zusammenhang.
In einer weiteren Untersuchung wird dies womöglich auf die Modulierung der Konzentration von Neurotransmittern und proinflammatorischen Zytokinen zurückgeführt, was allerdings noch bestätigt werden muss.
Übrigens: Ob eine Behandlung mit GLP-1-Rezeptoragonisten wie Liraglutid, Semaglutid und Co. zu einem verstärkten Auftreten von Suizidgedanken, Selbstmorden oder Selbstverletzungen führt, hat der Sicherheitsausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur untersucht und Entwarnung gegeben.
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