Schwere Hautreaktionen: Rund 80 Arzneimittel als Auslöser
Ob Juckreiz, Rötung oder Blasenbildung: Hautreaktionen können verschiedene Auslöser haben. Dazu gehören auch Arzneimittel. Welche Wirkstoffgruppen das Risiko für schwere Hautreaktionen besonders erhöhen, hat ein Forscherteam herausgefunden. Achtung, Spoiler: Einige Wirkstoffe können auch vorbeugen.
Untersucht wurde die Gefahr für das Auftreten eines bullöses Pemphigoids (BP). Dabei handelt es sich um eine chronische Autoimmunkrankheit, die sich in generalisierten, juckenden, bullösen Läsionen – in prallen, mit Flüssigkeit gefüllten Blasen – auf der Haut, zeigt, die mitunter aufplatzen können. Diese treten in der Regel an Armen, Beinen sowie im Bauchbereich auch, doch auch das Innere der Mundschleimhaut kann betroffen sein. Zur Behandlung kommen Glucocorticoiden ins Spiel, entweder in topischen oder systemischen Darreichungsformen. Zeigt sich dadurch keine Besserung, wird mit Methotrexat oder anderen Immunsuppressiva wie Azathioprin behandelt.
Zu den Auslösern für die Erkrankung gehören neben anderen vorliegenden Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Stoffwechselstörungen wie Diabetes auch physikalische Ursachen, darunter UV-Strahlung oder eine Strahlentherapie. Und auch Arzneimittel können das Auftreten eines bullöses Pemphigoids begünstigen. Ein Forscherteam aus Korea hat nun herausgefunden, auf welche wirkstoffgruppen dies besonders zutrifft.
Schwere Hautreaktionen: Welche Arzneimittel erhöhen das Risiko?
In einer retrospektiven Kohortenanalyse hat ein Team des Seoul National University Bundang Hospital in Seongnam die zeitlichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Arzneimitteln und einem BP untersucht und dabei rund 80 Präparate identifiziert, die das Risiko besonders erhöhen können. Dazu gehören
- Antiinfektiva wie verschiedene Antibiotika und Antimykotika,
- mehrere Antihistaminika,
- bestimmte Antidiabetika wie Gliptine und Sulfonylharnstoffe,
- neuropsychiatrische Wirkstoffe wie einzelne Benzodiazepine, Antipsychotika, Antiepileptika und Antidementiva, aber auch
- Immunsuppressiva wie Kortikosteroide.
Grundlage der Untersuchung waren die Versichertendaten von rund 15.000 Patient:innen, von denen etwa 5.000 an einem BP litten.
Demgegenüber ließ sich unter bestimmten Wirkstoffen auch ein verringertes Risiko feststellen. Dies war unter anderem bei Statinen wie Rosuvastatin und Atorvastatin sowie entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Celecoxib der Fall.
Um ihre Ergebnisse zu bestätigen, brauche es weiterführende, klinische Studien, die auch mögliche Wechselwirkungen und den Einfluss von Vorerkrankungen berücksichtigen. Dennoch könnten die Erkenntnisse laut den Forschenden als praktische Hinweise für die Medikamentenauswahl zur Vorbeugung der Entstehung arzneimittelinduzierter BP-Fälle vor allem bei älteren Patient:innen dienen.
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