Schwangerschaft: Multivitamin-NEM zum Schutz vor Autismus?
Dass eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen während der Schwangerschaft für die optimale kindliche Entwicklung wichtig ist, ist bekannt. Allem voran gilt dies für Folsäure, die essentiell ist, um Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekten beim Nachwuchs vorzubeugen. Außerdem kann diese zum Schutz vor Autismus dienen – und das gilt auch für die Einnahme von Multivitamin-NEM.
In puncto Folsäure gilt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Personen ab 13 Jahren eine tägliche Aufnahme von 300 μg Folatäquivalenten. Schwangeren werden dagegen sogar 550 μg/Tag empfohlen, wobei 1 μg Folatäquivalent 1 μg Nahrungsfolat und 0,5 μg synthetischer Folsäure (nüchtern eingenommen) entspricht. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten ab vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung mit der täglichen Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure beginnen.
Folat vs. Folsäure
Folat dient als Oberbegriff für die natürlichen Formen des Vitamins, das auch als Lebensvitamin bezeichnet wird, weil es unter anderem für Wachstums- und Zellteilungsprozesse eine wichtige Rolle spielt. Folsäure bezeichnet dagegen die synthetisch hergestellte Form.
Dabei kann die Einnahme nicht nur vor Neuralrohrdefekten schützen, sondern auch vor Autismus-Spektrum-Störungen. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsuntersuchung. Der Schutz vor Autismus konnte auch durch die Einnahme von Multivitamin-NEM festgestellt werden.
Achtung: Viele Frauen nehmen die Empfehlung nicht ernst genug. So supplementiert rund jede dritte Schwangere nicht genug oder gar keine Folsäure, wie Daten kürzlich gezeigt haben.
Folsäure und Multivitamin-NEM zum Schutz vor Autismus
Nahmen werdende Mütter in der Schwangerschaft Folsäure und/oder Multivitaminpräparate ein, zeigten die Kinder später im Schnitt um 30 Prozent seltener Autismus-Spektrum-Störungen. Genau sank das Autismus-Risiko unter Folsäure um 30 Prozent, unter Multivitamin-NEM sogar um 34 Prozent. Die Ergebnisse beruhen auf der Untersuchung der Studiendaten von mehr als drei Millionen Mutter-Kind-Paaren, die ein internationales Forscherteam ausgewertet hat.
Gründe dafür sehen die Forschenden unter anderem darin, dass beispielsweise Folsäure bekanntlich an der DNA-Methylierung und der Entwicklung des Neuralrohrs beteiligt ist, die für eine gesunde Gehirnentwicklung entscheidend sind. „Ein ausreichender Folsäurespiegel in der frühen Schwangerschaft kann dazu beitragen, neuronale Defekte zu verhindern, die zu neurologischen Entwicklungsstörungen, einschließlich ASS, beitragen können“, heißt es. Außerdem könnte Folsäure eine Rolle bei der Modulation von Entzündungen und oxidativem Stress spielen, die mit der Entwicklung von ASS in Verbindung gebracht werden. Vor allem bei einer frühzeitigen Einnahme kann Folsäure demnach einen Schutzeffekt zeigen. Und auch Nährstoffe wie Zink und Vitamin D könnten bei Autismus eine Rolle spielen.
„Die Ergebnisse der Gesamtanalyse wiesen auf ein geringeres Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern hin, deren Mütter vor der Geburt Folsäure und Multivitaminpräparate einnahmen, im Vergleich zu Kindern, deren Mütter diese Präparate nicht einnahmen“, heißt es in der Studie. Unklar ist jedoch, in welcher Zusammensetzung und Dosierung entsprechende Präparate genutzt wurden. Daher brauche es weitere Studien, um die protektive Wirkung, die zugrunde liegenden Mechanismen sowie die optimale Dosierung, den Zeitpunkt und die Dauer der Einnahme zur Reduzierung des ASS-Risikos genauer zu untersuchen.
Als Fazit empfehlen die Forschenden dennoch, neben der bereits geltenden Empfehlung zur Folsäure-Supplementierung auch die Einnahme von Multivitamin-NEM zu berücksichtigen. Dies sollte jedoch nicht auf eigene Faust, sondern in Rücksprache mit dem/der Ärzt:in erfolgen, um Überdosierungen und Co. zu vermeiden.
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