Um Patient:innen mit rheumatoider Arthritis vor einer fortschreitenden Gelenkzerstörung zu schützen, kommen entsprechende Arzneimittel zum Einsatz. Ob Rheumamedikamente auch vor Hashimoto und anderen Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse schützen, zeigt eine Studie.
Bis zu 800.000 Menschen leiden hierzulande laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie an rheumatoider Arthritis. Die Autoimmunerkrankung tritt meist schubweise auf. Dabei greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe – genau die Gelenkknorpel – an. Zur Behandlung kommen neben MTX, JAK-Hemmern und Glucocorticoiden auch sogenannte TNF-Hemmer in Betracht.
Letztere haben eine antiphlogistische Wirkung und hemmen den Tumornekrosefaktor, einen wichtigen Entzündungsmediator, der durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe zur Entstehung von Fieber und Entzündungsreaktionen beiträgt. Die Anwendung von TNF-Hemmern kann bei rheumatoider Arthritis jedoch noch einen anderen Effekt haben. Wie Forschende herausgefunden haben, schützen Rheumamedikamente vor Hashimoto und anderen Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse.
Geringeres Risiko für Hashimoto und Co. unter Rheumamedikamenten
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow und Hashimoto gehören zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen überhaupt. Das Problem: Anders als bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis kommen dabei meist keine Arzneimittel mit immunmodulatorischer Wirkung – sprich eine krankheitsmodifizierende Behandlung – zum Einsatz, sondern meist Schilddrüsenhormone.
Wie sich Rheumamedikamente – genau TNF-Hemmer – auf das Risiko von Hashimoto und Co. auswirken, haben Forschende vom schwedischen Karolinska Institut in einer Beobachtungsstudie untersucht. Dafür wurden Daten von rund 76.000 Patient:innen herangezogen. Mehr als 13.000 von ihnen litten unter rheumatoider Arthritis und wurden mit entsprechenden Arzneimitteln behandelt, während die anderen etwa 63.000 keine rheumatoide Arthritis hatten.
Dabei zeigte sich, dass Patient:innen mit rheumatoider Arthritis und entsprechender Medikation ein um bis zu 46 Prozent geringeres Risiko für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse aufwiesen. „Diese Ergebnisse stützen die Hypothese, dass bestimmte Arten von immunmodulatorischen Medikamenten eine präventive Wirkung auf autoimmune Schilddrüsenerkrankungen haben könnten“, heißt es in einer Mitteilung.
Ob Rheumamedikamente wie TNF-Hemmer tatsächlich vor Hashimoto und Co. schützen können, müsse jedoch in klinischen Studien weiter untersucht werden.
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