Schmerztherapie: Führt Gabapentin zu Demenz?
Leiden Patient:innen unter chronischen Schmerzen, kommt zur Behandlung unter anderem Gabapentin zum Einsatz. Doch der Wirkstoff ist mit Risiken verbunden, nicht zuletzt dank seines euphorisierenden Effektes. Mehr noch: Unter einer Dauerbehandlung mit Gabapentin steigt das Risiko für Demenz.
Gabapentin und andere Gabapentinoide gehören zu den Antikonvulsiva und kommen in der Regel zur Behandlung von Nervenschmerzen, Epilepsie oder Angstzuständen zum Einsatz. Die Wirkung beruht auf der Bindung an spannungsabhängige Calciumkanäle. Dadurch wird im zentralen Nervensystem die Freisetzung verschiedener Neurotransmitter wie Noradrenalin und der Substanz P verringert. Die neuronale Erregbarkeit wird folglich gesenkt.
Dass die Anwendung mit Risiken beziehungsweise unerwünschten Wirkungen verbunden sein kann – Stichworte Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht –, ist bekannt. Auch über die Gefahr von Selbstverletzungen wird diskutiert. Bei einer Langzeiteinnahme von Gabapentin droht zudem ein erhöhtes Risiko für Demenz, wie ein US-amerikanisches Forscherteam aus Cleveland herausgefunden hat.
Gabapentin: Erhöhtes Demenz-Risiko bei Dauertherapie
Dafür wurden die Daten von mehr als einer Million Erwachsenen untersucht, die unter verschiedenen Arten von chronischen Schmerzen litten und entsprechend behandelt wurden. Mehr als 26.000 Betroffene wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren mit Gabapentin behandelt. Zum Vergleich wurden knapp 1,1 Millionen Patient:innen herangezogen, die nicht mit dem Wirkstoff therapiert wurden.
Geprüft wurde, ob und wenn ja welchen Einfluss der Wirkstoff auf die kognitiven Fähigkeiten der Patient:innen hat. Dabei wurde deutlich, dass das Risiko für Demenz unter Gabapentin deutlich höher ausfiel, genau sogar bis zu doppelt so hoch. Je häufiger Arzneimittel mit dem Wirkstoff verschrieben wurden, desto größer die Gefahr. Auch das Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen stieg, und zwar um rund 85 Prozent.
„Unsere Daten deuten auf einen Zusammenhang zwischen der Verschreibung von Gabapentin und dem Auftreten von Demenz oder leichten kognitiven Beeinträchtigungen im Verlauf der folgenden zehn Jahre hin“, so das Fazit der Forschenden. Was der mögliche Grund dafür ist, muss ihnen zufolge noch weiter untersucht werden. Patient:innen sollten unter der Therapie jedoch engmaschig im Hinblick auf kognitive Veränderungen überwacht und die Behandlung notfalls abgebrochen werden, so der Appell.
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